Er begleitet uns seit unserer Kindheit, hat uns schon beinahe überall hingetragen und manchmal auch abgeworfen: Der Drahtesel. Das Fahrrad ist aus unserem Leben nicht wegzudenken, egal ob für den Weg zur Arbeit, um schnell Brötchen zu holen, oder um in einer mehrwöchigen Tour die Anden zu überqueren.
Neben dem sportlichen Reiz hat das erste Fortbewegungsmittel nach dem Pferd nämlich vor allem zwei Vorteile: Es ist preiswert. Und es ist extrem flexibel. Klar, Fahrräder werden bei uns auch teilweise als Lifestyleprodukte vermarktet, für die man gut mal tausende von Euro hinblättern kann. In vielen afrikanischen Ländern und auch in Ostasien ist es aber zum Beispiel erst mal ein Transportmittel, das möglichst preiswert und in Masse hergestellt wird. Diese Fahrräder haben übrigens große Ähnlichkeit mit den Fixies, also den Eingangrädern, die bei den Hipstern europäischer und amerikanischer Großstädte derzeit so beliebt sind.
Tradition und Innovation
Bis zu seiner heutigen Form hat das Fahrrad eine lange Evolution hinter sich: Von einer „zweirädrigen Laufmaschine“ am Anfang des 19. Jahrhunderts, über die kurios anmutenden Modelle mit den riesigen Vorder- oder Hinterrädern bis hin zur Entwicklung der Fahrradkette und dem klassischen, heute noch üblichen Diamantrahmen sollte beinahe ein ganzes Jahrhundert vergehen. Natürlich war die Entwicklung damit noch nicht abgeschlossen, Materialien wurden verbessert, die Gangschaltung eingeführt, die Bremsen entwickelt. Interessant ist, dass die ersten Autos meist von Menschen gebaut wurden, die ursprünglich Fahrräder herstellten, zum Beispiel Armand Peugeot. Heute gibt es Räder für alle Verwendungszwecke und Geschmäcker; und obwohl man meinen könnte, dass sich nicht mehr viel verbessern ließe, kommen immer wieder Leute auf frische, pfiffige Ideen. Wie zum Beispiel Yerka, eine Gruppe chilenischer Ingenieursstudenten, die kürzlich ein Rad konzipiert hat, das nicht abgeschlossen werden muss, weil es selbst das Schloss ist – es wird einfach um einen Baum oder eine Straßenlaterne gefaltet, und ein Dieb müsste den Rahmen zerschneiden, um es von dort weg zu bekommen.
Ganz ehrlich, wer fährt nicht?
Mit dem derzeitigen Trend zur Ecomobility boomt das Fahrrad noch mehr, ganze Städte planen, in der Innenstadt nur mehr Fahrräder, ÖPNV und Carsharing zuzulassen. Und im Moment (zumindest in der warmen Jahreszeit) ist es in Großstädten immer noch erste Wahl, um von A nach B zu kommen – besser als der überfüllte und meistens ziemlich stinkige Nahverkehr, oder die Blechlawine zu Feierabend. Fahrräder werden natürlich auch beruflich genutzt: Vom Fahrradkurier bis zum Polizisten schätzen viele Berufsgruppen die Flexibilität, die der Drahtesel im Gegensatz zum Auto bringt. Neben der rein praktischen Nutzung spielt das Rad aber auch eine große Rolle im Freizeitsektor, ob als Mountainbike, Trekkingrad, BMX oder auch schon dann, wenn die Tour de France jährlich Zuschauer aus der ganzen Welt vor die Bildschirme zieht.