Das Targa-Dach erlebt 2014 eine Renaissance. Wir wollen noch einmal die schönsten Autos mit dieser doch eher seltenen Dachkonstruktion zeigen und einen Blick auf DEN Neuankömmling von Porsche werfen.
Zunächst mal zur Erklärung. Ein Targadach besteht im Wesentlichen aus einem oder zwei Dachteilen, die zwischen Frontscheibe und Überrollbügel arretiert werden. Der Unterschied zum vollwertigen Cabrio ist also die feststehende Heckscheibe, bzw ein breiter Überrollbügel, wie auf dem ersten Bild zu sehen ist. Bei einigen Targa-Modellen wird zusätzlich eine Mittelstrebe verbaut, die sich vom oberen Rand der Windschutzscheibe nach hinten erstreckt. Die zwei seitlichen Ausschnitte über dem Fahrer und Beifahrer sind dann einzeln herausnehmbar. Es gab Sie in transparenter Ausführung, sodass man von außen und innen durchblicken konnte, aber auch als Metallschalen, um die Verwindungssteifigkeit des Wagens nicht ganz über Bord zu werfen. Eigentlich ist Targa eine eingetragene Marke von Porsche. Die Zuffenhausener brachten 1965 den Stein ins Rollen und produzierte den 911er mit dieser speziellen Dachkonstruktion.
Namhafte Hersteller aus den USA, Grossbritanien, Italien und Japan griffen diese Konstruktionsart auf. In Deutschland trauten sich neben Porsche lediglich Opel und Smart mit wenigen Modellen an das Thema. Der deutsche Markt war wohl einfach nicht experimentierfreudig genug. In Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten hingegen, war man weniger dogmatisch. Chevrolet war mit der Corvette in der Targa-Version unglaublich erfolgreich. Jeder, der in Kindestagen die Serie „A-Team“ verfolgt hat, kennt die weiße Corvette C4 von „Face“. Der obercoole Charakter aus der Serie war witzig und zudem ein Frauenschwarm. Einen besseren Werbeträger konnte sich der Hersteller wohl nicht wünschen. Der Pontiac Trans-Am, eine leistungsgesteigerte Version des Firebird, war noch so ein legendäres Modell aus der gleichen Ära. Und auch hier lässt sich eine Referenz zu einer US-Amerikanischen Serie finden, denn David Hasselhoff war in einer seiner bekanntesten Rollen als Michael Knight in einem pechschwarzen Trans-Am mit allerlei speziellen Extras unterwegs. Nicht genug damit dass er sich mit seinem Auto unterhalten und Sprachbefehle über seine Armbanduhr geben konnte. Es gab nicht viel was das „K.I.T.T.“ genannte Auto nicht konnte. Das Cockpit sah aus wie bei einem Flugzeug aus den 80ern, bis hin zum Lenkrad, das eben kein Rad mehr war. Das Targa-Dach mit zwei herausnehmbaren Dachhälften passte perfekt zu diesem Pony-Car.
Auch die Japaner entdeckten den Trend zum Targa und produzierten ab 1984 den MR2 teilweise mit Targa-Dach. Aus England kommen die Lotus Elise und der TRV Tuscan als prominente Beispiele, der halboffenen PKW. Auch die Italiener sind natürlich mit von der Partie. Der Ferrari 246 GTS Dino Spider, Baujahr 1970 ist ein besonders schönes Exemplar der Gattung Targa. Ferrari wollte damals keine Fahrzeuge mit weniger als 12 Zylindern bauen, somit wurde kurzerhand die Marke Dino ins Leben gerufen, die dem verstorbenen Sohn Enzo Ferraris gewidmet wurde. Im Folgenden erschienen der Ferrari 308, der noch auf demselben Fahrgestell wie der Dino basierte, sowie seine Nachfolger 328 und 348 als Targa-Version.
Und nun nach langer langer Durststrecke kommt auch die Erlösung aus Zuffenhausen. Endlich gibt es auch wieder einen 911er als echten Targa. Präsentiert wird er zur Zeit auf der Detroit Motor Show, die noch bis 26. Januar 2014 stattfindet. Das Targa- Dach muss übrigens nicht mehr wie früher manuell entfernt werden. Es kommt eine ausgeklügelte Dachkonstruktion zum Einsatz, die es so noch nicht gab. Die gebogene Heckscheibe wird zum schließen und öffnen des Daches angehoben. Wenn offen gefahren wird, parkt das Dach hinter den Vordersitzen. Auf eine Notsitz-Rückbank wurde deshalb verzichtet. Es zwei Motorisierungen geben. den Targa und den Targa S, letzterer erkennbar an dem zweifachen Doppelrohrauspuff am Heck. Die Motoren werden die gleichen sein wie beim Coupé. Beim 911 Targa kommt der Sechszylinder-Boxer also mit 350 PS aus 3,4 Liter Hubraum zum Einsatz, während der Targa S 400 PS aus 3,8 Liter mobilisiert. Spannend wird es dagegen nochmal beim Antrieb: Der Targa der abgelösten Baureihe 997 wurde nämlich nur mit Allradantrieb ausgeliefert.
Außerdem dort präsentiert wird auch die brandneue Corvette Coupé Stingray. 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 460 PS werden für manch verschreckte Lamborghini und Ferrari-Fahrer sorgen.
Text: Ralph Oechel
Bilder: Porsche