Mit dem Rad durch die kalte Jahreszeit ist für viele ein No-Go – doch machbar, wir sagen euch wie.
Viele scheuen sich vorm Fahrradfahren im Winter. Zu kalt, zu gefährlich, zu lästig, heißt es. Aber auch nerviges Eiskratzen, Auto frei schippen oder aufwärmen, volle Straßen, wie auch das Warten auf einen Bus in eisiger Kälte, der einfach nicht kommt, eine nasskalte Brühe auf den Böden öffentlicher Transportmittel und eine Menge herumfliegender Keime auftauender Menschen auf engstem Raum, können ein ebenso frappanter Grund sein, dem Fahrradfahren im Winter doch ganz zugeneigt zu sein.
Wann der Schnee kommt, wissen wir auch nicht bei diesem seichten Gepuder, welches da vom Himmel kommt und gleich wieder verschwunden ist. Aber die Kälte kommt ganz sicher. Um auf beides vorbereitet zu sein, haben wir hier einige nützliche Tips zusammengefasst, damit ihr beim Fahrradfahren im Winter trotzdem sicher und warm durch den Verkehr kommt.
1. Die richtige Kleidung ist die halbe Miete
Wirklich. Das was man ansonsten als Passant trägt, also Mäntel, dicke Schals und schichtenweise Kleidung ist beim Fahrradfahren eher hinderlich. Erstens wird man beim Strampeln schnell warm und die Kerntemperatur bleibt erhalten. Zweitens ist schwere oder lange Kleidung beim Radfahren eventuell gefährlich und schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Es fieren immer zuerst die Extremitäten, das heißt besondere Maßnahmen sind eigentlich nur für den Kopf, die Ohren, Hände und Füße nötig. Wasserfeste Kleidung zum Überziehen dabei zu haben, ist wichtig. Denn wenn es anfängt zu schneien, zu hageln oder zu regnen, sollte die Feuchtigkeit draußen bleiben. Dünne Regenjacken und Hosen, solche wie man sie auch beim Wandern trägt, tun es hier schon voll und ganz und lassen sich auch schnell in der Gepäcktasche verstauen.
Mit einer Skijacke und einem Fließpullover fährt es sich immer auf der sicheren Seite, nämlich wärmeisoliert, wie auch windgeschützt. Für Frostbeulen ist eine dünne Gesichtsmaske, die sowohl Stirn und Wangen, wie auch Ohren abdeckt eine gute Investition. Eine dünne unter den Helm passende Mütze mit Ohrenschutz, der aber nicht den Sitz des Helms einschränkt, ist ebenfalls sinnvoll. Bei den Händen lohnt es sich erstmal normale Handschuhe anzuziehen und ein paar dünne Fäustlinge mitzutragen, falls es kälter werden sollte. Für die Füße sollte man an warme Socken und wasserfeste Winterschuhe denken. Bonus: Wer sich nicht den Hintern (und andere Dinge) abfrieren will, kann natürlich den Sitz entweder mit einem Sitzschoner ausstatten oder gleich an Winterunterwäsche denken.
2. Vorrausplanung sorgt für mehr Sicherheit
Die Routen auf denen der Schnee geschippt wird, sollten schon im Vorraus ermittelt werden. Alternativ lassen sich auch Seitenstraßen benutzen, die weniger befahren sind und auf denen man die Straße für sich selbst hat. Dadurch, dass im Winter weniger Fahrradfahrer unterwegs sind, hat man unterwegs sowieso mehr Platz und Möglichkeiten. Auch die Fahrradparklplätze sind meistens frei. Ab sieben Uhr muss ürbigens von Hausbesitzern Schnee geschippt werden. Falls eine Route mit Kindern eingeplant ist, kann dies hilfreich sein, da diese noch auf dem Weg fahren dürfen.
3. Bremsen muss gekonnt sein
Wichtig ist, dass die Bremsen richtig gewartet werden. Dreck und Schmutz, Blattwerk, Kies und Sand, wie auch Salzrückstände regelmäßig entfernen! Zusätzlich können die Bremsen beim Bikeshop angepasst werden. Fahrräder mir Bremsscheiben, Axialbremsen oder Teilscheiben sind zu empfehlen, da diese mehr Kraft haben. Trotzdem ist es, ebenso wie beim Autofahren, wichtig richtig zu bremsen, wenn die Straßen glitschig oder eisig sind. Hier gilt: Besser zu früh als zu spät, langsamer fahren und zeitig bremsen. Auch ein mehrmaliges Abbremsen mit dem Rücktritt helfen dabei, stabil zu bleiben. Winterreifen oder Spikes können auch von Vorteil sein, wenn ein besonders grimmiger Winter vor der der Tür steht.
4. Reflektoren sind ein Muss
Dieser Punkt sollte eigentlich klar sein. Doch viele nehmen immer noch an, dass Schnee auch ein Garant für bessere Sichtbarkeit ist. Nicht immer liegt der aber, also sollte man trotzdem darauf achten, dass die Speichenreflektoren und Lichter klar bleiben. Das ist ebenso wichtig wie das Nachölen und Sauberhalten der Fahrradkette. Auch hier sollte man regelmäßg Dreck entfernen. Leuchtmaterial ist das Zauberwort. Reflektoren an der Kleidung, egal ob schon eingearbeitet oder selbst per Klettverschluss angebracht, sind ein Muss. Auch der Helm sollte reflektierende Flächen aufweisen. Man muss nicht übertreiben, aber man sollte sich im Klaren (haha) darüber sein, dass es schneller dunkler wird und Schneefall, Hagel und Regen nicht nur die eigene Sicht, sondern auch die der Autofahrer einschränken.
5. Aufmerksam bleiben
Nicht nur das Warten des Rades ist essentiell. Vorraussicht und Nachsicht machen sich am besten gemeinsam als Paar. Die Straßen sind zugeschneit und beim Schippen ist es leider immer noch so, dass eine Menge des Schnees auf den Fahrradspuren zurückbleibt oder abgelegt wird. Das bedeutet für Fahrradfahrer, dass Sie sich eine Spur mit den Autofahrern teilen müssen, die sowieso enger ist als sonst. Schnee liegt im Graben neben dem Bordstein und die Autos parken auch noch weiter davon weg. Außerdem sind die Insassen der Wagen dicker eingepackt und schauen vielleicht weniger leicht in den Rückspiegel. Und die Türen sollten nicht vergessen werden. Die schwingen immer noch genauso beschwingt auf. Am besten ist es, den Augenkontakt mit dem Autofahrer zu wahren, sichtbar zu bleiben und mit den nötigen Sicherheitsabstand zu wahren.
6. Keine Angst vor dem Fallen
Anstatt sich gleich davor zu fürchten, dass man hinfallen könnte, sollte man genau dies erwarten und darauf vorbereitet sein. Wenn men stets im Blick hat wieviel Verkehr um einen herum ist und die Gefahrensituationen richtig ermitteln kann, dann ist es auch leichter im Ernstfall, den Fall glimpflicher verlaufen zu lassen. Deswegen gilt es generell im Winter vielbefahrene Straßen, vor allem solche auf denen auch noch Straßenbahnen und viele Busslinien unterwegs sind zu vermeiden. Abrollen üben, ist zwar schon extremes Vorbereitungstraining, aber schaden kann es nicht.
Wer das Obenstehende beachtet, sollte im Winter eigentlich keine Probleme haben mit dem Fahrrad vorwärts zu kommen und Spaß dabei zu haben unterwegs zu sein. Außerdem tut Bewegung dem Immunsystem und der Fitness gut und schont ganz nebenbei auch noch den Geldbeutel.
Text: Anna Lazarescu
Bilder: fotolia