Bald könnte es mit den Kopfschmerzen und dem obsessiven Anstarren der Scheiben in den Berliner U-Bahnen, die durch das verkorkste Design des Brandenburger Tor- Logos ausgelöst werden, vorbei sein.
Jeder kennt es, tagtäglich sieht man es und jedes Mal aufs Neue lässt es ein weiteres graues Haar wachsen, oder lockt ein zwanghaftes Zucken der Augenlider hervor. Jeder Berlinbesucher fragt danach, will wissen, wieso es so furchtbar missglückt ist, jeder Ästhet gerät bei seinem Anblick in Raserei: das Brandenburger Tor-Emblem, welches die Klebefolien ziert, die seit 2008 auf den Fenstern der U-Bahnen der Hauptstadt angebracht sind. Genervt von den unsagbar grauenhaften Perspektiven, den falsch gesetzten Fluchtpunkten und den unstimmigen Proportionen, dreht es einem den Magen um. Doch nun hat sich das Grafikdesignbüro „maluma/takete“ ein Herz gefasst und bietet der BVG quasi die Erlösung von dem Gräuel auf dem silbernen Tablett.
Ehrenamtliches Design
So groß ist das Unwohlsein und so schmerzhaft der Blick auf die Anti-Fenster-Kratz-Folien, dass sich die beiden Designer Danny Schuster und Melisa Karakus dazu entschieden haben, ihren neuen Entwurf zu Spenden, ihn der BVG kostenlos in die Arme zulegen. Wichtig war den beiden dabei, endlich die Perspektive und die Fluchtpunkte zu korrigieren, die unterschiedliche Strichstärke zu korrigieren und die Quadriga ansehnlicher zu gestalten. Seit rund zwei Wochen findet man diese Entwürfe nicht nur auf der Homepage der Grafikkünstler, sondern auch auf der Plattform „Design made in Germany“, auf der sich Fachkundige und Laien über verschiedene eingereichte Projekte im Bereich Grafik und Design austauschen können.
Hin-und-wieder-Fleiß für neue Optik
An dem neuen Entwurf arbeiteten die zwei Designer sporadisch in einem Zeitraum von eineinhalb Monaten. Die Quadriga stellte dabei das eigentliche Problem dar, denn in der Größenordnung ist es schwer die Details des Wagens genau darzustellen, sodass man sich auf einen Kompromiss einlassen musste und lediglich Konturen als Andeutung sprechen ließ. Alle konnte man damit sicher nicht zufrieden stellen, wie verschiedene kritische Äußerungen bewiesen. Aber nun handelt es sich zumindest nur noch um eine Frage des Geschmacks und nicht um einen ästhetisch-perspektivischen Affront.
BVG handelt anders als geplant
Trotz des aufopfernden Geschenkes von „maluma/takete“ hat sich die BVG für einen hauseigenen neuen Entwurf entschieden. Da die Kritik den öffentlichen Verkehrsbetrieben nicht neu war, veranlassten sie bereits eine Neugestaltung des Tores. Laut Pressesprecherin Petra Reetz würden erst einmal alle alten Fensterfolien aufgebraucht, bevor die Neuen ab März/ April, Stellung beziehen werden.
Text: Anna Lazarescu
Bilder: „maluma/takete“ / Danny Schuster / Melisa Karakus