Drängeln, unnötiges Hupen, Blinker vergessen oder einfach nur mit 30 km/h über die Landstraße getuckert. Jeder hat sie schon erlebt, Autofahrer, die einen zur Weißglut treiben. Wer seiner Wut freien Lauf lassen möchte kann dies auf www.fahrerbewertung.de nun tun.
Auf besagter Seite kann jeder, komplett anonym, über die Fahrkünste – oder auch eben die mangelnden Fahrkünste – anderer Autofahrer herziehen. Dazu muss man lediglich das Nummernschild des zu Bewertenden eingeben und kann im Ampelprinzip den Fahrer entweder mit gut (grün), neutral (orange) oder schlecht (rot) bewerten. Zusätzlich zum Nummernschild kann man noch Angaben über das Fahrzeug, also Marke und Farbe machen. Auch Angaben zum Zeitpunkt und Ort, sowie zum Fahrverhalten sind möglich. Inzwischen sind schon knapp über 70.000 Meldungen eingegangen (Stand April 2014).
Das pikante an diesen Bewertungen ist, dass sie für jeden einsehbar sind. Wer sich „informieren“ möchte, kann ein beliebiges Nummernschild eingeben und Bewertungen dazu durchlesen. Weiterhin gibt es Statistiken zu den Top bzw. Flop 5 Städten, also die Städte in denen angeblich die besten oder schlechtesten Autofahrer unterwegs sind. Getoppt wird das nur von Top/Flop 5 Automarken und Autotypen – laut Statistik steht momentan das Wohnmobil auf Platz 1 der Fahrzeugtypen.
Die Macher des Petze-Portals möchten nach eigenen Angaben mit dieser Website für mehr Rücksicht und Respekt im alltäglichen Straßenverkehr sorgen. Durch negative Einträge sollen Verfehlungen im Straßenverkehr aufgezeigt werden und auch den betroffenen Fahrern, die diese Situation eventuell verkannt haben, noch einmal ins Bewusstsein gerufen werden. Durch positive Einträge soll umsichtiges Fahrverhalten hervorgehoben, also quasi gelobt werden.
Auch wenn der Sprecher des Portals beteuert, es ginge nicht darum andere Autofahrer an den Pranger zu stellen, bleibt ein bitterer Beigeschmack. Auch Datenschützer schlagen Alarm. Durch die Angabe des Kennzeichens können Autofahrer ganz gezielt gesucht und gefunden werden. Nils Schröder, der Sprecher des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationssicherheit von Nordrhein-Westfalen ist skeptisch. „Datenschutz und Meinungsfreiheit stoßen im Fall von fahrerbewertung.de aufeinander, dementsprechend schwer ist die Internetseite juristisch einzuordnen.“ Durch die zusätzliche Angabe von Datum, Uhrzeit sowie dem Ort sei es sogar möglich Bewegungsprofile zu erstellen. Auch der Datenschützer Thilo Weichert ist nicht angetan. „Ich betrachte solche Portale als eine gefährliche Spielerei, von der man die Finger lassen sollte. Einen derartigen Unsinn sollte niemand auch nur indirekt unterstützen“.
Der Betreiber von fahrerbewertung.de wurde bereits von mehreren Seiten zu einer Stellungnahme aufgefordert. Solange wollen Datenschützer noch warten und dann entscheiden, ob sie rechtliche Schritte gegen das Portal einleiten. Bis dahin darf munter weiter gepetzt werden.