Beginnen wir mit unserer Heimat. Leider irrst du, wenn du den deutschen Automarkt für besonders innovativ hältst. Die Qualität bleibt, die Innovation wird vermisst. Alle reden von der Veränderung im Automarkt, in den deutschen Bestsellerlisten lässt sich davon bisher aber wenig spüren. Rate, welches Auto das meistverkaufte Auto in Deutschland ist – es ist der VW Golf. Insgesamt wurden in Deutschland mit 3,44 Millionen ebenso viele Autos neu zugelassen wie im Vorjahr. Der Audi A2 3L war das sparsamste aller Dieselautos, die anteilig an den Neuzulassungen mit minus 7,6 Prozent weiter abnehmen. Der Anteil der Elektrofahrzeuge an den Neuzulassungen explodiert zwar und stieg in 2017 gegenüber dem Vorjahr um rund 120 Prozent, liegt aber mit rund 25.000 Stück immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Keinen echten Durchbruch gibt es deshalb bei den CO2-Emissionen, die in 2017 trotz Spritsparerfolgen gegenüber dem Vorjahr mit 0,4 Prozent leicht anstiegen. Ursache ist hier vor allem der um über 20 Prozenz steigende SUV-Anteil an den Neuzulassungen. Am deutschen Automarkt ist noch keine massive umweltpolitische Trendwende festzustellen. So wie in ganz Europa kann den von den Herstellern angegebenen Daten trotz Dieselkrise immer noch nicht vertraut werden. Gemäß einer Studie der gemeinnützigen Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) liegt der Verbrauch der Neuwagen in Europa rund 40 Prozent über den von den Herstellern angegebenen Idealwerten.
Frankreich liebt französische Fahrzeuge und die Innovation
Unter den 13 beliebtesten Modellen bei den Neuzulassungen findest du in Frankreich nur französische Autos. Der erste Ausländer, nämlich der VW Polo, ist auf Platz 14 zu finden. Nun ist das kein Ausdruck von besonderem Nationalismus. Es ist einfach so, dass die französischen Autos mit ihrem spezifisch futuristisch angehauchten Design schon seit dem Citroën DS oder dem Renault Espace und ihrer weichen Fahrweise einfach sehr stark der französischen Art zu leben entsprechen. Auch was die Innovationsfähigkeit angeht, gibt es keinen Grund, die Nase über unsere Nachbarn zu rümpfen. In der Elektromobilität kann Frankreich zwar nicht mit Norwegen, Schweden und Island mithalten, liegt aber mit 0,3 Prozent Anteil Elektroautos an allen Kfz klar vor Deutschland mit nur 0,2 Prozent. Auch bei der Anzahl der Ladestationen ist Frankreich mit 16.500 klar vor Deutschland mit nur 13.000 Stationen.
Norwegen und China sind Weltmeister in der Elektromobilität
Das meistverkaufte Auto in Norwegen ist nicht, wie du vielleicht erwartest, der Golf, sondern das Elektroauto Nissan Leaf. Dieser Nissan-Erfolg ist gleichzeitig das weltweit meistverkaufte Elektrofahrzeug. China bringt mit fast einer Million Elektroautos die Masse und nach Norwegen die höchste Dynamik in der Zunahme. Bei den Neuzulassungen in China hat der VW Lavida, ein Ableger des Golf mit Stufenheck, den Wuling Hongguang vom Platz 1 verdrängen können. Das ist ein gewaltiger Erfolg für die Wolfsburger. Leitmarkt der Elektromobilität in Europa bleibt Norwegen. Hier wird ein Anteil von 50 Prozent an den Neuzulassungen erreicht. Norwegen arbeitet erfolgreich an seinem Plan, ab 2025 überhaupt keine Verbrennungsmotoren bei den Neuzulassungen zu erlauben. 21 Prozent aller Ladestationen sind hier schnelle Stationen, in Deutschland liegt der entsprechende Anteil bei nur elf Prozent. Wunderst du dich da noch über den langsamen E-Auto-Fortschritt in Deutschland?
Und in Russland?
Erholt hat sich der russische Automarkt, der bis 2016 besonders unter dem schwachen Rubelkurs litt. Mit 1,6 Millionen Neuwagen in 2017 ist die Zahl der Neuzulassungen erstmals mit zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich angestiegen. Lada konnte mit Neuentwicklungen bei den Limousinen und Kombis die Koreaner Hyundai Solaris und Kia Riovon den ersten Plätzen der Neuzulassungsliste verdrängen. Das Unternehmen konnte über 20 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahr verkaufen und zählt damit heute zu den Edelsteinen der russischen Industrie. Mit 11,2 Prozent Marktanteil ist VW die einzige in Russland relevante deutsche Marke. Gar keine Rolle spielt im Land das Thema Elektroautos. Laut Präsident Putin soll das Land auf Gasautos für die Zukunft setzen.
Kein Elektroautoboom auf dem US-Automarkt
In den USA führen weiterhin leistungsfähige Pick-ups mit hohem Verbrauch und Gewicht die Modellstatistik an. Amerikameister ist die Ford-F Serie, deren Verkäufe auf dem ersten Platz weit über den Wettbewerbern wie Chevrolet Silverado und Dogdge Ram liegen. Nach den Pick-ups kommen die SUV, erst an siebter Stelle konnte sich der Toyota Camry positionieren. Etwa auf Platz 40 findet sich der erste deutsche Wagen, der VW Tiguan. Die USA gewähren beim Kauf von Elektrofahrzeugen erhebliche Steuergutschriften, die je nach Bundesstaat zwischen 2.500 und 7.500 US-Dollar liegen. Trotz Tesla und Steuervorteilen sind die Vereinigten Staaten jedoch weit von einem Elektroautoboom entfernt. Die Preise sind zu hoch, die Reichweite im Flächenland zu gering. Mit rund 760.000 Elektroautos liegen die USA mit 0,3 Prozent dennoch vor Deutschland mit seinen 0,2 Prozent. Besonders ehrgeizige Ziele verfolgt Kalifornien, das mit 40 Millionen Einwohnern zu den größten Automärkten der Welt zählt. Hier sollen nach dem Willen der Regierung des Gouverneurs Brown spätestens 2030 fünf Millionen Null-Emissions-Fahrzeuge unterwegs sein. Die Anzahl der Ladestationen, heute mit 14.000 Stationen schon höher als in ganz Deutschland mit doppelt so vielen Einwohnern, soll auf 250.000 auch mit staatlichen Mitteln erhöht werden.