Japaner entwickeln stahlhartes Glas an der Universität Tokyo

Das Institut für industrielle Wissenschaft der Universität Tokyo arbeitet an einem Glas so hart wie Stahl, dessen Einsatzmöglichkeiten viele Branchen revolutionieren könnten.

Keine kaputten Handybildschirme mehr. Ade Angst um Fensterscheiben beim Fussballspiel der Kinder. Geringeres Verletzungsrisiko bei Autounfällen, sicherere Transportmittel, besser Solarzellen, Erdbeben- und sturmsicheres Glas, keine kaputten Weingläser mehr. All das schwebt einem im Geiste rum, wenn der Begrif stahlhartes Glas fällt. Die japanischen Wissenschaftler der Tokyoter Universität davon überzeugt, dass sie die Lösung in den Händen halten ein beinahe nicht zu zerbrechendes Glas herstellen zu können. Doch woraus besteht dieses Wunderglas?

Die Komponenten des Super-Glases

Das Element welches das Glas so sicher macht ist Alumina, auch Aluminiumoxid (Al2O3) genannt. Beinahe 50% des neuen Super-Glases bestehen daraus. Wird das Alumina mit Siliciumdioxid (Kieselsäure) vermischt, lässt sich ein Material entwickeln welches unglaublich resistent ist. Bisher gelang es den Wissenschaftlern nicht das Aluminiumoxid richtig zu nutzen, da es schnell kristallisierte, sobald es mit einer Oberfläche in Berührung kam.

Um das Glas jedoch herstellen zu können, leitete man die chemischen Komponenten an die Luft ab, wo sie synthetisiert werden konnten. Zum Einsatz kam hierbei Gas – nur so konnten die chemischen Komponenten in die Luft gepresst werden. Somit wurden die Behältnisse aus dem Produktionsprozess eliminiert und eine Verbindung der beiden Stoffe konnte geschaffen werden.

Mögliche Einsatzbereiche des Glases

Kaputte Windschutzscheibe auf der Fahrerseite

Zweimal so stark wie herkömmliches Glas soll das neue Superglas sein. Die Möglichkeiten es zu Nutzen sind schier endlos. Rein praktisch betrachtet, bedeutet dies feste und beinahe unzerstörbare Bildschirme für alle möglichen Produkte. Brillengläser wären vor Tritten und Stürzen sicher. Architektonisch gesehen, könnte dies für mehr Licht sorgen, weil mehr Glas zum Einsatz kommen könnte. Glasdächer, Schwimmhallenfenster und Schaufenster wären (Ein-)bruchssicher. Vandalismus an verglasten Informationssäulen und Kästen würde etwas eingeschränkt werden. Solarzellen würden nicht so schnell kaputtgehen und zu mehr energieeffizienten Konzernen führen.

Aber auch für die Automobilindustrie bedeutet das einen großen Vorteil. Belastungsstarke Windschutzscheiben würden die Anzahl der Verletzungen bei Verkehrsunfällen drastisch reduzieren. Durchschlag und Splitterung sind nach wie vor einer der Hauptgründe für Schädel-Hirntraumata, wie auch für schweren Wunden und massivem Blutverlust am Unfallsort. Erst im Oktober erlag eine Frau ihren Verletzungen nachdem ein metallischer Gegenstand auf der A5 zwischen Schriesheim und Hirschberg die Windschutzscheibe ihres Fahrzeuges durchschlug und sie am Kopf traf. Unfälle mit Wild auf der Fahrbahn und Zusammenstöße mit anderen Vehikeln könnten dank Airbag und einem wie dem aus Japan stammenden stahlharten Glas weniger schlimm ausfallen.

Auto fährt auf Wild zu

2014 fanden besipielsweise mehr als 238.000 Zusammenstöße mit Wild statt. Die Kosten dafür beliefen sich auf über 575 Millionen Euro. Dabei wurden 2.842 PKW-Fahrer schwer verletzt und 18 Menschen starben. Bruchsichereres Glas bedeutet jetzt natürlich nicht, dass man weniger im Straßenverkehr aufpassen muss, sondern lediglich einen glimpflicheren Ausgang im Falle eines Unfalles. Positiv: Kosten der Versicherungen und Reparaturen von Steinschlag würden durch stahlhartes Glas natürlich dennoch gesenkt werden.

Mit der Produktion soll bald begonnen werden. Es wird angestrebt die Technik noch innerhalb der nächsten fünf Jahre zu kommerzialisieren.

Text: Anna Lazarescu

Bilder: Fotolia