Seit einigen Jahren wächst unser aller Umweltbewusstsein. Die Rohstoffe werden knapper, der Klimawandel ist in den Medien ständig präsent. Beide Probleme beschäftigen die Autoindustrie, es wird an neuen Ansätzen geforscht, wie man uns alle umweltschonender mobil machen kann. Welche Autos wir kaufen bestimmt aber letztlich, was gebaut wird. An den vielen übergroßen SUVs, die auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, sieht man, dass unser Bewusstsein für die Welt auf der wir leben noch ausbaufähig ist. Und doch gibt es zunehmend Elektroautos, Hybriden werden optimiert, neue Technologien erprobt. Zur Zeit aber, machen wir uns nichts vor, ist die neue „grüne“ Mobilität wenig ökonomisch, die Autos sind teuer, die Reichweite oft gering, die Infrastruktur (zum Beispiel e-Tankstellen) ist erst im Aufbau. Wer es sich leisten kann, kann zugreifen – alle anderen müssen alternativlos auf Verbrennungsmotoren ausweichen.
Die Zahl derer, die ein umweltschonendes Auto wollen wächst. Nachhaltig ist Trend. Die großen Konzerne, egal ob BMW, Mercedes oder Toyota forschen mit Hochdruck an neuen Technologien. Das geschieht nicht nur aus reinem Altruismus, sondern auch aus Voraussicht. Denn mit dem sich wandelnden Bewusstsein und der neuen Entwicklung bekommen die Großen Konkurrenz – es ruft die kleinen Firmen auf den Plan, die mit ihren frischen, ungewohnten Ideen schon morgen den Automarkt verändern können. Tesla und Rimac sind gute Beispiele hierfür: Unternehmen, die stetig wachsen und zunehmend im Fokus des öffentlichen Interesses stehen – und mit verblüffenden Konzepten überzeugen, wie dem Rimac Concept One, einem Supersportwagen mit Elektromotor.
Das Problem bei Autos wie dem Concept One ist allerdings immer das gleiche: Sie zeigen, was möglich ist, sind aber für den Durchschnittsverbraucher unerschwinglich. Es gibt jedoch Firmen, die gerade darauf abzielen, mit ihren Produkten die breite Masse zu erreichen – und Trotzdem Autos zu bieten, die die Umwelt (und die Geldbörse des Fahrzeughalters) schonen. Eines dieser Unternehmen ist Elio Motors.
Das US-Amerikanische Startup geht einen eigenen Weg: Es bringt demnächst ein Fahrzeug auf den Markt, das zwar ganz konventionell mit Verbrennungsmotor läuft, aber sehr günstig in der Anschaffung ist, in der Herstellung Rohstoffe spart und vor allem extrem wenig Sprit benötigt. Das ist gerade in den Vereinigten Staaten, wo immer noch zu großen Teilen die wuchtigen Spritfresser vorherrschen, ein ausgesprochen mutiger Schritt.
Der Zweisitzer (Fahrer und Beifahrer sitzen hintereinander) sieht ein bisschen aus wie aus einem Science-Fiction-Streifen der 50er und wirkt zuerst etwas schrullig. Trotzdem lohnt sich ein zweiter Blick auf das „Ultra High Mileage Vehicle“:
Das Elio-Car bietet mit seinem Reihendreizylinder eine solide Leistung, beschleunigt von 0 auf 100 in rund 9 Sekunden, ist serienmäßig mit einer Klimaanlage ausgestattet und soll sicherheitstechnisch auch up-to-date sein. Die wirklichen Vorzüge des Elio zeigen sich aber erst und besonders im Portemonnaie: Das Auto ist bereits für 6800 USD zu haben, das sind keine 5000 Euro. Selbst Kleinstwagen kosten in der Neuanschaffung erheblich mehr. Außerdem verbraucht der Wagen auch wegen seiner ausgeklügelten aerodynamischen Form, nur 2,8 Liter auf hundert Kilometer. Man kann also von München nach Berlin fahren und hat keine 20 Liter auf der Straße (und in der Luft) gelassen.
Das ungewöhnliche Format schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe:
Es spart Rohstoffe. Sowohl Sprit- als auch Materialkosten werden niedrig gehalten. Durch den geringen Materialpreis, der einfach durch die Größe des Wagens bedingt ist, wird mehr Menschen umweltschonende Technologie zugänglich gemacht. Denn die Rechnung ist simpel: Der Zeitpunkt, an dem sich alle Autos mit alternativem Antrieb leisten können, liegt noch ein Stück in der Zukunft. Wieso dann nicht die Leute damit locken, sie besonders günstig mobil zu machen? Elio Motors zeigt vor allem eines: Der Wille, nachhaltiger und praktischer zu denken ist da. Selbst in den USA, einem der großen Klimasünder. Man darf auf die Entwicklung gespannt sein, wenn das Auto 2015 in Serie geht. Die Potenziale sind riesig: Das Fahrzeug könnte zum Beispiel eine echte Alternative für Schwellenländer sein, in denen die Bevölkerung gerade erst anfängt, im großen Stil PKW anzuschaffen.
Was nützen uns riesige SUVs und Pickups, wenn wir damit nur die Straßen verstopfen, die Atmosphäre verpesten und unser Geld sprichwörtlich verbrennen? Richtig: Nichts. Und selbst wenn der große Erfolg ausbleibt, was bei 10.000 Vorbestellungen unwahrscheinlich erscheint: Elio Motors ist ein Glied in der Kette von Ereignissen, die langfristig zu einer saubereren und vielleicht ein bisschen besseren Welt führen werden.
Text: Patrick Corduan
Photos: Elio Motors