Am 1. September 2018 ist der neue Abgasteststandard WLTP in Kraft getreten. Dies ist eine Abkürzung des Begriffes Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure. Die bevorstehende Veränderung hat der Autoindustrie in den ersten acht Monaten des Jahres 2018 europaweit zu hohen Zuwächsen verholfen. Insgesamt wurden in Europa in dieser Zeit 6,1 Prozent mehr Autos zugelassen. Der stärkste Anstieg an Neuzulassungen war im August 2018 zu verzeichnen. Bei manchen Herstellern kam es sogar zu Lieferengpässen. Die höchste Nachfrage nach Neufahrzeugen gab es in Litauen und Rumänien sowie in Spanien und Frankreich.
In Deutschland war die Zahl der Neuzulassungen im europäischen Vergleich hingegen unterdurchschnittlich. Es profitierten auch nicht alle deutschen Automobilkonzerne von diesem Trend. Zwar stieg die Zahl der Neuzulassungen bei VW und Porsche stark an, demgegenüber sank sie bei Daimler sogar. Den WLTP müssen die Autobauer zwar schon seit September 2017 für die Typenzulassung neuer Modelle einhalten. Für die Kunden lohnte sich eine Neuanschaffung vor dem 1. September 2018 aber aus finanziellen Gründen. Abgesehen davon, dass bereits zugelassene Fahrzeuge die neuen Testverfahren selbstverständlich nicht mehr durchlaufen müssen, kann beim Autokauf nach dem Stichtag unter Umständen eine höhere Kfz-Steuer anfallen. Denn diese bemisst sich nach dem Hubraum und dem CO2-Ausstoß, der mit dem WLTP-Verfahren exakter ermittelt werden kann. Hier erfährst du, was sich durch den WLTP tatsächlich ändert.
Der neue Abgastest-Standard WLTP
Der neue Abgastest-Standard WLTP ist keine Folge der von den Automobilkonzernen in der Vergangenheit vorgenommenen Manipulationen an den Motoren der Dieselfahrzeuge, die bei Abgastests zu verfälschten Werten geführt haben, sondern war bereits vor Bekanntwerden des Abgasskandals zum Schutz der Umwelt und unserer Gesundheit beschlossen worden. Die Autobauer erhalten eine Typenzulassung für neue Fahrzeuge und Motoren zukünftig nur dann, wenn diese zwei Abgasuntersuchungen erfolgreich absolviert haben. Die Autos werden wie bisher weiterhin einem Test auf dem Prüfstand unterzogen, der aber gegenüber früheren Testverfahren erhebliche Verbesserungen erfahren hat. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Laboruntersuchungen fehleranfällig und realitätsfern sind.
Was sich durch das neue Testverfahren tatsächlich ändert
Bereits seit Mitte der 90er Jahre war für Typenzulassungen ein NEFZ-Test gesetzlich vorgeschrieben, bei dem die Fahrzeuge auf dem Prüfstand eine vier Kilometer lange Fahrt im Stadtverkehr im „Stop-and-go“ und eine weitere Fahrt von sieben Kilometern außerhalb geschlossener Ortschaften simulieren mussten. Die Testbedingungen hatten mit der Realität jedoch wenig gemeinsam. Im Schnitt „fuhren“ die Fahrzeuge auf dem Prüfstand mit einer Geschwindigkeit von 34 km/h pro Stunde, beschleunigten nur sehr langsam und mussten eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h einhalten. Radio und Klimaanlage oder gar eine Sitzheizung durften während der Fahrt nicht eingeschaltet werden. Dies führte zu geringeren Schadstoffausstößen. Bei der neuen Simulation im Rahmen des WLTP fahren die Autos doppelt so lange mit höherer Geschwindigkeit und größerer Beschleunigung auf dem Prüfstand. Auch die Auswirkungen von Sonderausstattungen auf den CO2-Ausstoß werden bei dem neuen Testverfahren berücksichtigt. Der Höchstwert, der auf dem Prüfstand nicht überschritten werden darf, beträgt 80 Milligramm Stickoxid je Kilometer.
Neben den Labortest treten ab 2019 zusätzliche Tests auf der Straße, sogenannte Real Driving Emissions kurz RDE. Bei diesen wird dem Tester kein einzuhaltender Fahrzyklus vorgegeben, vielmehr kann er selbst entscheiden, welche Strecke er mit welcher Geschwindigkeit bei welcher Verkehrslage und unter welchen Witterungsbedingungen mit dem zu testenden Fahrzeug zurücklegt. Die Abgasmessung erfolgt durch mobile Testgeräte, die am Auspuff des jeweiligen Fahrzeugs angebracht werden. Der Grenzwert, den die Fahrzeuge auf der Straße nicht überschreiten dürfen, ist allerdings deutlich höher als derjenige, der auf dem Rollenprüfstand einzuhalten ist, und liegt derzeit bei höchstens 168 Milligramm Stickoxid. Ab dem Jahr 2020 wird er weiter abgesenkt. Die Testverfahren werden in Deutschland von einem vom Kraftfahrtbundesamt zugelassenen Institut durchgeführt. Das sind in erster Linie TÜV und Dekra.