Nach einigen Jahren harter Arbeit, stellte sich ein sensationeller Erfolg bei Solar Roadways ein – das Projekt wurde immer bekannter, erhielt mehr und mehr Sponsoren und schließlich mehrere Finanzierungsanläufe, die in einer der erfolgreichsten Indiegogo Crowdfunding Kampagnen überhaupt mündeten. Dass die Solarstraße und ihr Konzept Beliebtheit erfahren, liegt an den sichtbaren und durchaus realistischen Zielen, die Stück für Stück abgearbeitet werden und somit ihre Erreichbarkeit beweisen.
Ein ebensolches Projekt, welches ein umsetzbares Konzept verspricht und sich Stück für Stück auf Überholkurs befindet, ist das des dänischen Designers Daan Roosegaarde, des Bautechnikunternehmens Heijmans Infrastructure und der amerikanischen Firma Bioglow. Zusammen entwickelten und arbeiten Sie an den „Smart Highways“. Diese intelligenten Straßen basieren auf dem Einsatz von fluoreszierender Farbe, welche mit lichtaktivem Puder behandelt wurde, die sich durch Sonneneinstrahlung auflädt und in der Dunkelheit bis zu zehn Stunden Licht abgeben kann.
Smart Highway on CNN from INDEX: Design to Improve Life® on Vimeo.
Der Einsatz solcher Straßen würde externe elektrische Lichtquellen unötig machen und eine weitaus naturbelassenere und nachhaltige Variante der Straßenbeleuchtung ermöglichen. 2013 gewann das Projekt bereits den INDEX-Preis (Design to improve Life) in der Kategorie „Gemeinde“ und erhielt eine Unterstützung von 100.000 Euro. Im April dieses Jahres wurde dann daraus eine erste 500 Meter lange Pilotversion der intelligenten Autobahn in den Niederlanden finanziert. Sie wurde auf einem Teil der N329 in der Nähe der Stadt Oss in Betrieb genommen und verfügt nur über die sogenannten Glowing Lines – leuchtende Streifen. Das Gesamtkonzept der Fluo-Highways beinhaltet jedoch noch viel mehr: Lichtsensoren, von alleine leuchtende Bäume und Pflanzen am Straßenrand und eine Vorfahrtsstraße, die Priority Lane, welche in der Lage sein soll elektrische Autos während (!) des Fahrens zu beladen, sind angedacht.
Die Streifen sind nicht das Einzige, was die Straße visuell zu bieten werden hat: Es sind Technologien geplant, wie das Dynamic Paint, welche beschwerliche Straßenverhältnisse, wie Glätte oder Rutschgefahr, oder Straßenmarkierungen und Umleitungen, direkt auf der Fahrbahn sichtbar machen. Auch sollen die Straßen in der Lage sein selbständig Energie für das eigene Licht zu produzieren. Bislang stellte sich bereits bei der Pilotstraße heraus, dass die Farbe gegenüber Feuchtigkeit empfindlich reagiert und Teil seiner Leuchtkraft einbüßen musste, doch Heijmans sieht darin eine mit der Zeit und Forschung schnell zu überschreitende Hürde, die im Sommer dieses Jahres überwunden sein soll.
Der Smart Highway würde in vielerlei Hinsicht den Straßenverkehr verändern. Es wäre nicht nur ein weitaus ästhetischeres Erlebnis bei Nacht zu fahren, sondern auch ein nachhaltigeres. Die dynamische Farbe würde auf Temperaturunterschiede reagieren und bei Glätte, die Straßenoberfläche mit großen, hell leuchtenden Schneeflocken bedecken, während die Sensoren auf Wind und Bewegungen reagieren und nur dann Licht generieren, wenn Fahrzeuge in der Nähe sind und vorbei kommen. Die Stromersparnis wäre gigantisch, würde dadurch aus dem „Netz fallen“ und die Betriebskosten der gesamten Beleuchtungsanlagen wären ebenfalls weitaus niedriger. Auch wären sperrige Straßenschilder und deren Pflege und all die Ausgaben für das Anbringen nicht mehr nötig. Sie würden in die Straße integriert werden und die gesamte Infrastruktur erleichtern.
Biotechniker Alexander Krichevsky, der Erfinder und Züchter der leuchtenden Pflanzen und Gründer von Bioglow, arbeitet derweil gemeinsam mit Roosegaarde an der Idee der leuchtenden Bäume weiter. Wer sich ein wenig an Avatar von Cameron erinnert fühlt, darf das ruhig ohne Zögern. Die zarten Pflänzchen wurden sogar „Starlight Avatar“ getauft. Im Hinterkopf stehen nun auch Ideen für smarte Fahrradspuren und Flugzeugpisten bereit.
Text: Anna Lazarescu
Bilder: Studio Roosegaarde
