Gegen den Golf VII R verhält sich der GTI wie ein zahmer Stubentiger. Wobei hier nicht nur das äußere Erscheinungsbild gemeint ist. Hier nehmen sich die beiden leistungsstärksten Varianten des Volkswagens nicht viel. Nur Details an der Frontschürze, am Grill oder unscheinbare Zeichen auf der Heckklappe offenbaren dem Kenner, dass hier etwas noch potenteres unter der Motorhaube werkelt als beim GTI. Am auffallensten ist noch die doppelflutige Auspuffanlage links und rechts. Dieser Anblick verspricht fast zu viel des Guten. Doch fangen wir von vorn an. Der Golf GTI verbirgt unter der Haube einen 2 Liter Motor mit 220 PS, wahlweise mit Doppelkupplungsgetriebe zum flotten durchschnippsen der Gänge per Schaltwippe am Lenkrad. Vor allem mit den optionalen Adaptivdämpfer in der Performance-Variante macht der GTI auf der Landstraße richtig Laune. 6,4 Sekunden benötigt der kleinkarierte Golf bis die Nadel auf 100 steht. Für einen Golf, ein sehr brauchbarer Wert.
Doch der Golf R kann mehr: 5,1 Sekunden vergehen bei Handschaltung bis 100 km/h angezeigt werden. 4,9 sind es bei Verwendung des automatischen Doppelkupplungsgetriebes DSG. 300 PS, 30 mehr als beim Vorgänger, beißen sich dank Allradantrieb in den Asphalt. Für sportliches Fahrverhalten sorgt die um 20 mm tiefer gelegte Karosserie, die direkte Progressivlenkung und die adaptive Fahrwerksregelung. Das ECS lässt sich für geübte Fahrer erstmal komplett abschalten. Da verzeiht man ihm auch den etwas dünnen Klang. Der Verbrauch konnte gegenüber dem Vorgängermodell sogar um 18 % gesenkt werden. Dass die Häufigkeit der Tankstellenbesuche bei diesem Spaßmobil eine gesteigerte Rolle spielt, darf man allerdings getrost anzweifeln. Im November kommt der Golf R in Deutschland auf den Markt. Der Grundpreis liegt bei 38.325 Euro.
Nachdem nun da der Golf 7 sein „Wolf-Im-Schwarzen-Schafspelz“-Modell hat, ist es auch an der Zeit bei anderen Modellen des VW Konzern die Potenzspritze zu setzen. Prototypen, die in diese Richtung gehen, gibt es schon. Davon durfte sich dieser Tage eine ausgewählte Handvoll Journalisten überzeugen. Im verschneiten nordschwedischen Arvidsjaur standen ein Polo R und ein Beetle R Cabrio zur Testfahrt bereit. Wie schon der Golf R verfügen Sie über 2 Liter Motoren und Allradantrieb. Bei der Leistung unterscheiden sie sich jedoch. Der Polo R hat 250 PS, während der Beetle satte 300 Pferdestärken mobilisieren kann. Ob die beiden Modelle wirklich noch in Serie gefertigt werden, ist nicht bekannt. Es wäre allerdings keine große Überraschung. Wer träumt nicht davon mit 300 PS die Brötchen vom Bäcker zu holen?! Nicht jeder kann es sich leisten, doch wo ein Markt für einen Golf R existiert, da gibt es auch einen für Polo R und Beetle R.
Text: Ralph Oechel
Bild: Volkswagen