Das stille Weltwunder: Die Alhambra von Granada

In unserem Magazin gab es vor kurzem einen Artikel über Reiseziele in Andalusien.
Die dort beschriebenen Ziele sind alle beinahe ein Muss, doch Andalusien bietet weit mehr, als man in einem Artikel unterbringen kann: Neben den Zielen außerhalb der Städte, wie den Cuevas de Nerja, dem Torcal oder dem Chorro, der gigantischen Schlucht bei Málaga, die mit dem schwindelerregenden Caminito del Rey eines der berühmtesten Klettergebiete Spaniens ist, gibt es da noch Granada, die alte Stadt am Fuß der Sierra Nevada.

Granada hat eine lange, bewegte Geschichte: Schon von den Phöniziern bewohnt, wurde die Stadt 711 von den Mauren erobert – und damit begann ihre Blütezeit und endete erst mit der Vertreibung des Maurenkönigs Boabdil durch die Katholischen Könige 1492. Relikte der maurischen Herrschaft, während derer Christen, Juden und Muslime friedlich zusammenlebten, finden sich noch heute überall in der Stadt: Seien das Reste der alten Moschee, die Altstadt oder der Albaicín, das ehemalige Maurenviertel. Doch nichts in der Stadt reicht an die Alhambra, die maurische Festung über Granada, heran. Sie gilt als eines der herausragendsten Beispiele für maurische und islamische Kunst und als eine der schönsten Palastanlagen der Welt.

Alhambra Innenhof

Hat man die Alhambra erst einmal betreten, fühlt man sich wie in einem Märchen aus tausendundeiner Nacht: Filigranes, kunstvolles Stuckwerk, in das der Name Gottes immer wieder eingearbeitet ist, zerbrechliche Säulen, die hypnotischen Arabesken, die leuchtenden Farben der Keramik lassen den Besucher die Welt draußen vergessen. Man verliert sich leicht in dem Labyrinth an Sälen, Nischen und Innenhöfen; besonders im Hochsommer, wenn die Sonne gnadenlos auf die Vega de Granada brennt, möchte man sich einfach in einen der kühlen Räume setzen und warten, bis alles still ist, die Reisegruppen weitergezogen sind und nur noch das Plätschern der vielen Brunnen und das Geräusch des Windes aus der Sierra Nevada ans Ohr dringt. Beinahe ebenso schön wie der Palast selbst sind übrigens die Gartenanlagen, die Jahr für Jahr liebevoll gepflegt werden und vor Blüten leuchten. In den Abendstunden weht der schwere Duft des Nachtjasmins durch die Gärten und hinauf in den Palacio Generalife, der wie eine kleine, etwas schlichtere Version des großen Palastes wirkt und als Sommerresidenz diente.

Nicht umsonst steht am Brunnen im Patio de los Leones, der von zwölf steinernen Löwen getragen wird, ein Ausspruch des Dichters Ibn Zamrak: „Selig ist das Auge, das diesen Garten der Schönheit sieht“.

Alhambra-Löwenhof-Brunnen

Anfahrt und Tipps:

Die Anfahrt ist über eine gut ausgebaute Straße möglich, die Beschilderung überall im Stadtgebiet eindeutig. Besucher sollten beachten, dass man rechtzeitig eine Karte buchen sollte, will man die Nasridenpaläste, also das Herz der „Festung“, besichtigen: Mittlerweile wird versucht, die filigranen Arabesken und Stuckwerke im Inneren zu schützen, indem der Touristenstrom eingeschränkt wird. Frei besichtigen kann man meist die Gärten, die Alcazaba (die alte Verteidigungsanlage der Alhambra) und den Generalife. Vor der Festung gibt es ausreichend Parkplätze. Wer seine Ruhe möchte, sollte entweder möglichst früh oder spät ankommen, tagsüber kann es vor allem in der Saison in den Gärten voll werden (wobei sich die Touristenströme in der verwinkelten Struktur der Paläste und Gärten verlaufen). Außerdem sollte man besonders im Sommer darauf achten, genug zu trinken dabei zu haben – außerhalb der Paläste wird es sehr heiß.

Text: Patrick Corduan