Der Gelbe Bengel – ADAC gibt Fälschungen zu

Mein Großvater war im ADAC. Für seine Beitragsgebühr bekam er regelmäßig Werbeprospekte geschickt. Hin und wieder auch mal einen Kalender oder Kugelschreiber. Schon damals, also vor 10 bis 15 Jahren, als ich die Kalender und Kugelschreiber sah, fragte ich mich, „Wozu sind die eigentlich gut?“.  Das angestaubte Image war für mich als jungen Menschen alles andere als ansprechend. Mittlerweile hat man versucht das zu ändern, zum Beispiel durch spezielle vergünstigte Mitgliedschaften für Fahranfänger und junge Leute. Die ältere Generation wird nun „Generation+“ genannt. Es muss ein harter Kampf um Mitglieder sein, vor allem um junge Autofahrer in Großstädten, denn Carsharing heißt hier das Zauberwort.

Jedoch ließ der ADAC bis zuletzt steigende Mitgliederzahlen verlauten. 2012 wurde diese um 556000 auf 18,42 Millionen Mitglieder erhöht. Auch die Gebühren wurden um satte 10% erhöht. Eine normale Mitgliedschaft kostet nun 49 statt 44,50 Euro. Angesichts dieser Ergebnisse, fragt man sich doch, warum es der ADAC Kommunikationschef Michael Ramstetter für nötig hielt, bei solch einem Prestigeobjekt, wie dem „wichtigsten Autopreis Deutschlands“, dem „Gelben Engel“, dessen Sieger nur durch eine Mitgliederbefragung ermittelt werden, die Zahlen zu frisieren. Viel weniger Mitglieder hatten abgestimmt, als in der Zeitschrift Motorwelt von Chefredakteur Ramstetter angegeben wurde. Nachdem er zunächst alle Vorwürfe tapfer dementiert hatte, gab er nun doch eine Manipulation zu. Mit den Worten „Ich habe Scheiße gebaut“ legte er alle Ämter beim ADAC nieder. Anscheinend war 2013 nicht das einzige Jahr, in dem an den Zahlen manipuliert wurden. Auf dem Prüfstand stehen nun auch 2011 und 2012. Eine Prüfung früherer Jahre dürfte sich schwierig gestalten, da die Stimmzettel teilweise direkt nach der Wahl vernichtet wurden. Auch wenn die Stimmanzahl auf die Reihenfolge der Preisträger keine Auswirkung gehabt haben sollte, wie angenommen wird, ist der Imageschaden für den ADAC doch beträchtlich. Gerade ein Verein wie der ADAC, der sich immer als Helfer in der Not darstellt und sich für den Verbraucher einsetzt, darf nicht leichtfertig mit dessen Vertrauen umgehen. Der Geschäftsführer Obermaier bemühte sich bei der heutigen eilig einberufenen Pressekonferenz um Schadensbegrenzung und versprach eine intensive Untersuchung der Vorfälle.

Hauptgeschäft des ADAC sind neben der Pannenhilfe die Versicherungen: Schutzbriefversicherungen, Autoversicherungen, Reise- und Rechtschutzversicherungen. Desweiteren gehören zum Portfolio Finanzdienstleistungen, Autovermietung, Fahrsicherheitstrainings und sogar Handyverträge.

Text: Ralph Oechel