Immer häufiger liest man von Fahrassistenten im Auto, die dem Fahrer mehr und mehr die Arbeit abnehmen, und für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen sollen. Wir werfen einen Blick auf die Fahrhilfen, zeigen die Vorteile auf, beleuchten aber auch die Auswirkungen auf den Autofahrer.
Nicht alles war früher besser
Betrachtet man die Geschichte des Automobils und seine Entwicklung, so kann man eine Tendenz erkennen, die sich mit Sicherheit auch noch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten fortsetzen wird. Als die Autoindustrie noch in den Kinderschuhen steckte, war Auto fahren kein Zuckerschlecken, es war harte Arbeit. Man musste von Hand Benzin in die Leitung träufeln, dann mit einer Kurbel dem Motor Schwung machen, und wenn das fahrende Ungeheuer dann nach 20 minütiger Prozedur endlich lief, brauchte man ordentlich Schmalz in den Armen, um das riesige Lenkrad, und somit auch den fahrenden Untersatz in die gewünschte Richtung zu bewegen. Von Sicherheitseinrichtungen wie Airbag, Seitenaufprallschutz und Knautschzonen wagte damals nicht mal Henry Ford zu träumen. Dementsprechend gefährlich war es auch auf den Straßen da draußen, und Unfälle endeten allzu oft tragisch.
Fortschritt durch Technik
Seit dieser grauen Vorzeit, man könnte sie auch das „finstere Mittelalter der Automobilgeschichte“ nennen, hat sich zum Glück einiges getan. Die Fabriken wurden immer moderner, die Fertigungstechniken immer ausgefeilter, und irgendwann hielt auch die Automation Einzug in die Werkshallen. Ingenieure begannen sich damit zu beschäftigen wie man Autos sicherer machen könnte. Die Computer-Entwicklung half dabei Modelle zu entwerfen. Crashtests werden seit 1959 durchgeführt. Dadurch gewann man unschätzbare Messzahlen und Erfahrungswerte. Heute ist Auto fahren so sicher wie nie. Und doch, solang ein Unsicherheitsfaktor noch Einfluss auf den Verkehr hat, wird es eine 100%ige Sicherheit nie geben. Der Unsicherheitsfaktor nennt sich Homo Sapiens.
Technik und der menschliche Faktor
Die Automobilhersteller indes tun alles um dieses Sicherheitsrisiko zu minimieren und alle Fehler, die der Fahrer begehen könnte, im Voraus auszuschalten. Das fängt bei dem so oft lästigen Gurtwarner an, dessen enervierender Piep-Ton schon so manches Nervenkostüm testete. „Ich will doch nur schnell zum Bäcker um die Ecke“. Etwas in der Art dachte wohl schon jeder von uns. Man fühlt sich vom Auto leicht bevormundet, gerade bei uns Männern kommt dann oft die Trotzreaktion und wir denken uns, clever wie wir sind, solche Sachen aus wie einen Gurtalarm-Stopper. Ein weiterer Assistent an den wir uns schon allzu sehr gewöhnt haben, ist das Navigationssystem. Sicher, es ist sehr bequem einfach nur das Ziel einzugeben und das Navi führt dich zum Ziel, ohne Karten zu wälzen oder Passanten belästigen zu müssen. Doch wehe das System fällt aus oder zeigt fehlerhafte Informationen an. Dann sind wir ganz schnell aufgeschmissen und es kommt auch schon mal vor, dass jemand tausend Kilometer fehlgeleitet wird. Das wäre uns früher, als wir uns noch nicht auf unsere elektronischen Helferlein verlassen konnten, sicher nicht passiert. Der Mensch verlässt sich einfach nicht mehr auf seine Instinkte, sondern auf die künstliche Intelligenz. Insofern rennt die Automobilindustrie auch offene Türen bei den Kunden ein. Man will als Autokäufer und Fahrer schon Sicherheit haben, man will nur nicht zu sehr merken, dass man „ferngelenkt“ wird. Diese Tatsache ist eine der großen Herausforderungen der Automobilindustrie im Jahre 2014. Schon längst hat der Fahrassistenten-Zug Fahrt aufgenommen und es finden sich in Neuwagen bereits diverse Helferlein, um uns den Auto-Alltag so komfortabel wie möglich zu machen. Spurhalte-Assistenten, Tote-Winkel-Assistenten, Parkassistenten, Müdigkeitswarner .. all diese Extras finden sich heute schon in Mittelklasse-Limousinen diverser Hersteller. Doch das ist noch längst nicht Ende der Fahnenstange.
Der neue Mini Cooper – Ein fahrender, sehender Computer
Ein sehr gutes Beispiel ist der neue Mini Cooper, der 2014 in Serie gehen wird. Rein äußerlich hat sich bei der Modellpflege nicht viel getan. Nur ganz behutsam wurde das sehr erfolgreiche Design aufgefrischt. Doch was die Elektronik angeht, wurde kein Kabel auf dem anderen gelassen. Das offensichtlichste neue Feature stellt das Head-Up Display dar. Hier werden die für den Fahrer wichtigsten Informationen wie tatsächliche Geschwindigkeit, erlaubte Geschwindigkeit, sowie Navigationshinweise dargestellt. Der Blick weg vom Straßenverkehr in die Mittelkonsole entfällt, und minimiert somit ist ein großes Gefahrenpotential. Gegen Flirten mit dem Beifahrer gibt es freilich noch keinen Assistenten. Das nächste Sicherheits-Feature ist ein Anti-Kollisionssystem. Dieser nimmt mit einer Kamera die Straße vor dem Fahrzeug auf. Sobald ein Hindernis auf der Fahrbahn erkannt wird, z.B. ein Kind das unerwartet vom Gehweg auf die Straße springt, erscheint zunächst ein Warnzeichen im Display. Wird der Abstand noch geringer, ertönt zusätzlich ein akustisches Warnsignal. Die Bereitschaft des Bremsassistenten wird erhöht. Bei Geschwindigkeiten unter 60 km/h wird gar automatisch abgebremst, allerdings nur mit halber Kraft. Der Fahrer ist aufgefordert dann selbst je nach Situation einzugreifen. Weiter geht es munter mit dem Abstandstempomat. Auch der Tempomat wird über die Frontkamera geregelt. Zwischen 30 und 140 km/h übernimmt der Assistent die Einhaltung des Sicherheitsabstandes zum Vordermann. Wird dieser Geschwindigkeitsbereich unter- oder überschritten, wird der Fahrer aufgefordert wieder selbst einzugreifen. Erfordert die Verkehrssituation eine stärkere Verzögerung wird ebenfalls der Fahrer aufgefordert einzugreifen. Bis zu 90 Metern arbeitet die Abstandsregelung.
Assistenten machen das Fahren leichter – zu leicht ?
Ein weiteres Novum im neuen Mini ist die komplexe Verkehrszeichenerkennung. Hier kommt die eingebaute Frontkamera ein weiteres Mal zum Zuge. Sie erkennt Verkehrsschilder am Straßenrand und gleicht die gewonnenen Daten mit dem Navigationssystem ab. Der Fahrer bekommen noch präzisere Hinweise. Das funktioniert sogar bei schlechten Sichtverhältnissen und in der Nacht. Geschwindigkeitsbegrenzungen die nur bei Nässe gelten, werden je nach Scheibenwischertätigkeit dem Fahrer entsprechend mitgeteilt. Dasselbe gilt für zeitbegrenzte Geschwindigkeitsregelungen. Zu guter Letzt seien noch der Fernlicht- sowie der Parkassistent erwähnt. Der Fernlichtassistent nimmt Ihnen das mühsame Auf- und Abblenden in der Nacht ab. Kommt Ihnen nachts ein Fahrzeug entgegen, oder sind Rücklichter von vorausfahrenden Autos in Sichtweite wird automisch von Fernlicht auf Abblendlicht geschaltet. Ist die Bahn frei, wird wieder aufgeblendet. Das leidige Einparken wird mit dem Mini zum Kinderspiel. Der Parkassistent findet automatisch Parklücken und manövriert sie sicher hinein. Sie müssen nur Gaspedal und Bremse bedienen, das Lenken übernimmt der Automat. Da fragt man sich als langjähriger Autofahrer, was wird in 5 oder 10 Jahren eigentlich noch in der Fahrschule gelehrt? Vielleicht wie man den Notruf wählt, wenn die Technik mal versagt?
Text: Ralph Oechel