Frühjahrscheck fürs Auto: Was muss ich beachten und wie schütze ich mich vor hohen Kosten?

Der Winter ist vorbei, teilweise treiben Bäume schon einzelne Blüten. Der Frühling ist da und wird wohl auch nicht wieder gehen. Es nähert sich die Zeit, das Auto einem Frühjahrscheck zu unterziehen, denn das Streusalz im Winter greift gerne Bremsen und andere elementare Teile an. Gummidichtungen werden porös und das Wischwasser geht zur Neige. Zu einem optimalem Frühjahrscheck gehört in jedem Fall neben der gründlichen Reinigung der Karosserie und des Unterbodens auch die Überprüfung sämtlicher Flüssigkeitsbestände.

Aber sofort sind all die Meldungen im Kopf.

Werkstattbetrug, Werkstattabzocke, Werkstattpfusch. Egal wie man es nennt, Google liefert weit über 400.000 Ergebnisse zum Thema.

Ok, was soll man also machen? Denn schließlich ist der Frühjahrscheck wichtig. Der wohl bedeutendste Punkt ist das Wechseln von Winterreifen auf Sommerreifen. Denn Winterreifen sind im Sommer fast ebenso gefährlich wie Sommerreifen im Winter. Sommerreifen garantieren nämlich bei wärmeren Wetter einem kürzeren Bremsweg, eine bessere Haftung und geringere Abnutzung. Zudem ist auch der Kraftstoffverbrauch von Sommerreifen geringer.

Unsere Berliner Redaktion lässt sowas in privaten Werkstätten erledigen. Den Rekord hält Jens mit Kosten von 5 Euro für alle vier Reifen bei seiner Werkstatt in Pankow nahe dem Weißen See.

Zum Vergleich:

Quick Reifendiscount: 19,99 Euro
A.T.U.: 16 Euro

Sobald da Auswuchten, Reifendruck prüfen oder Alufelgen im Spiel sind, wird es übrigens teurer. Ein Radwechsel-Preis von bis zu 20 Euro ist ok – ohne Auswuchten und Lagerung. Räder sind innerhalb von durchschnittlich zehn bis 20 Minuten umgesteckt.

Das Kfz-Portal auto.de hat vor einiger Zeit bei 733 Werkstätten nachgefragt.

Zitat: „Mit bis zu zehn Euro kommt man in Deutschland für den Winterreifenwechsel bei sechs Prozent der 733 befragten Werkstätten hin. Zehn bis 15 Euro verlangen 23 Prozent, 15 bis 20 Euro kassieren 38 Prozent der Werkstätten.“

Für den Frühjahrscheck macht also eine private Werkstatt definitiv Sinn, vor allem dann, wenn sie von Freunden und Bekannten empfohlen wird. Mundpropaganda ist noch immer weitaus wertvoller als jedes Kundenbewertungs-Sternchen im Netz. Billigangebote von Ketten solltest du einfach ignorieren.

Mechaniker fllt Motorl im Auto in einer Werkstatt nach // oil change in a car workshop - garage

Nach dem intensiven Waschen des Wagens, kannst du schauen, ob der Winter Schäden hinterlassen hat. Der Lack kann nach Schäden wie Steinschlägen oder Kratzern geprüft werden. Mit Lackstift und günstiger Smart-Repair-Methode lässt sich sowas schnell selbst ausbessern. Tut man es nicht, werden die Stellen irgendwann rosten. Neben möglichen Rissen in Front- und Heckscheibe sollte auch die Funktionalität der Wischblätter vorne und hinten überprüft werden. Notfalls müssen diese ausgetauscht werden, um bei kommenden Regen optimale Sicht zu garantieren. Flüssigkeitsstände wie Motoröl, Kühlflüssigkeit und Scheibenwischerwasser müssen kontrolliert und ggf. nachgefüllt werden.

All diese Sachen kannst du auch selbst erledigen.

Um den Ölstand richtig zu messen, muss der Motor die Betriebstemperatur erreichen. Diese liegt in der Regel bei 90 Grad. Einfach fünf Minuten um den Block fahren. Nach dem Ausschalten des Motors etwa fünf Minuten bis zur Messung warten. Es ist zwar eigentlich selbstverständlich, aber bitte nicht an einem Abhang o.ä. parken wegen der Neigung.

Öffne nun die Motorhaube. Suche jetzt nach dem Ölmessstab. Dabei handelt es sich um einen langen Stab, der oben einen bunten Ring hat. Stab herausziehen und mit einem Lappen abwischen. Stecke den Stab wieder rein und ziehe ihn heraus. Unten erkennst du nun den Pegel des Motoröls. Unten am Stab sind stets zwei Markierungen. Zwischen den beiden Markierungen sollte sich der Ölstand befinden. Der optimale Ölstand liegt zwischen der oberen Markierung und der Mitte. Ist dem nicht so, muss nachgegossen werden. Dafür bitte das gleiche Öl wie vorher verwenden. Immer wieder absetzen, kurz warten und nachmessen. Öl ist kein Wasser und so dauert es auch, bis sich das Öl richtig setzt. Zu viel Öl ist übrigens genauso schädlich für den Motor wie zu wenig. Motorschäden können die Folge sein.

Scheibenwischerwasser lässt sich wirklich sehr einfach nachfüllen. Für den Sommer empfiehlt sich eine Mischung aus Wasser und speziellem Spülmittel, das auch an Tankstellen erhältlich ist.

Repair Brake, Brake disk and caliper assembly on a modern car about to be replaced.

Die Überprüfung von Lichtmaschine, Batterie, Radaufhängung, Keilriemen, Abgasanlage, Bremsen, Reifen und Beleuchtung ist Sache der Werkstatt. Vertraust du dir wirklich so sehr, dass dein Urteil über die Funktionalität der Bremsanlage auch bei 140 km/h und den Kindern auf dem Rücksitz gilt? Nein? Also ist es Sache der Werkstatt.

Freie Werkstätten wollen zufriedene Stammkunden an sich binden. Natürlich gibt es auch dort Ausnahmen, aber unterm Strich haben diese nicht das Marketingbudget, um es mit PitStop oder A.T.U. aufzunehmen, sie leben also von Empfehlungen. Es lohnt es sich nicht, den Kunden bei einem Werkstattbesuch abzuzocken, denn der kommt nicht wieder.

Hier eine Checkliste für den Frühjahrscheck:

Motor
Zustand/Spannung Keilriemen
Zustand/Spannung Zahnriemen
Ölstand, Öl-Undichtigkeiten
Kühlflüssigkeit, Stand/Frostschutz
Kühlsystem-Undichtigkeiten
Laufgeräusche

Kupplung
Spiel, Funktion

Getriebe Achsantrieb
Sichtprüfung auf Undichtigkeiten
Beschädigungen

Reifen / Felgen
Reifen Alter
Reifen Profil
Reifen Lauffläche
Richtige Teile entsprechend den Daten der Fahrzeugzulassung

Bremsflüssigkeit
Letzter Bremsflüssigkeitswechsel
Flüssigkeitszustand

Bremswirkung
Funktion der Fußbremse / Handbremse

Bremsscheiben, Bremsklötze
Sichtprüfung auf Verschleiß und
ausreichende Stärke

Abgasanlage
Sichtprüfung auf Beschädigungen
Befestigung, Dichtigkeit, Geräusche

Fahrwerk, Achskörper
Sichtprüfung auf Dichtigkeit, Spiel
Beschädigungen der Radlager,
Achsgelenke, Gelenkschutzhüllen

Stoßdämpfer
Dichtigkeit, Befestigung, Funktion

Lenkung
Richtiges, zulässiges Lenkrad?
Zustand/Wirkung der Lenkung

Karosserie
Korrosionen, Risse an tragenden Teilen
Unterbodenschutz

Beleuchtung
Funktion und Einstellung

Wisch-/Waschanlage
Zustand W-blätter, Funktion Waschanlage

Batterie
Säurestand, Ladezustand
Alter: Jahre

Probefahrt
Funktionen, Geräusche

Wie kann ich böse Überraschungen vermeiden?

1. Antworte auf die Frage „Inspektion nach Herstellerempfehlung?“ ganz klar mit „Nein“.

2. Der Umfang der auszuführenden Reparaturarbeiten sollte vor der Auftragserteilung schriftlich festgehalten werden.

3. Der Termin, zu dem das Auto abholbereit ist, ebenso.

4. Auf einen Kostenvoranschlag beziehungsweise eine fixierte Kostenhöchstgrenze, die nicht überschritten werden darf, sollte ebenfalls bestanden werden.

5. Auf keinen Fall sollte ein Pauschalauftrag wie „Reparier mal einfach alles was du findest“ geben.

6. Anhand der Bedienungsanleitung das passende Öl beim Discounter kaufen und einfach ins Auto legen. Dann noch der Werkstatt Bescheid sagen, dass teures Synthetik-Öl nicht gefüllt werden darf.

7. Vor dem Werkstattbesuch den Wischwasserbehälter selbst auffüllen und Bescheid sagen.

8. Wenn die Sommerreifen einfach runter sind, Reifen online bei einem Internet-Anbieter mit Werkstattvermittlung kaufen und eine Preisgarantie für die Reifenmontage geben lassen. Stickstoffbefüllung der Reifen absolut ausschließen.

9. Bei möglichen Mehrarbeiten immer auf einem Werkstattanruf bestehen.

10. Die auf der Rechnung aufgeführten Posten gern mal am Auto zeigen und erklären lassen.

11. Ausgetauschte Bremsenteile zeigen lassen.

Ob Voranschläge, Rechnungen, Materialkosten und Arbeitsaufwand auch wirklich ok sind, können viele nicht beurteilen. Die Macher des Internetportals inspekto.de überprüfen – gegen Gebühr – den angegebenen Arbeitsaufwand für Reparaturleistungen, für den es eindeutige Vorgaben des Herstellers gibt.

Kostenlos ist der Service von Kfz-Schiedsstellen. Die werden aber nur tätig, wenn der beauftragte Betrieb Mitglied der Kfz-Innung ist.

Autor: Jens Schwan