Dass die Skandinavier in Sachen moderner Mobilität allen anderen etwas voraus haben, das wussten wir ja bereits. Wir haben schon einmal darüber berichtet, dass man in Helsinki in nicht allzu ferner Zukunft auf Autos verzichten möchte. Und nun steht fest: Die finnische Hauptstadt soll bis 2025 die erste autofreie Großstadt dieser Welt werden. Möglich macht das ein von einer Mitte 20-Jährigen Verkehrsplanerin entwickeltes, ausgeklügeltes Mobilitätskonzept.
Zugegeben gänzlich autofrei wird Helsinki nicht, doch sieht der Plan vor, private Pkws aus der finnischen Hauptstadt zu verbannen. Dennoch sollen die Einheimischen dank eines vielseitigen, neuen Verkehrsnetzes ganz individuell und unkompliziert an ihr Ziel kommen. Die verantwortliche Verkehrsplanerin Sonja Heikkilä erklärte dazu bereits 2015 in einem Interview mit Spiegel Online: „Es geht ja nicht darum, ein Auto zu haben, sondern darum, möglichst gut von A nach B zu kommen“
(Privat-) autofrei und trotzdem individuell von A nach B
Dafür sollen die Helsinkier ihre Verbindung und Transportmittel künftig per App wählen können und sich dann je nach Lust, Laune, Wetterlage, Gepäck, Tageszeit sowie aktuellem „Fahrgast“aufkommen entweder mit dem Carsharing-Auto, Mietwagen, dynamischer Bus- und Bahnverbindung oder auch Fahrrad auf den Weg machen. Selbst autonome, untereinander vernetzte Elektroautos sollen Teil des Transportnetzes werden. So wird jede Fahrt individuell auf die Bedürfnisse des Reisenden zugeschnitten, um diesen schnell und möglichst effizient, also ohne lange Wartezeiten, an sein Ziel zu bringen.
Carsharing, Mieträder und Nahverkehr – alles in einem Dienst
Der geneigte Skeptiker wird nun sagen, aber all das haben wir doch heute schon und nehmen trotzdem lieber das Auto. Und: Ja, auch heute gibt es schon Carsharing-Angebote, per App mietbare Stadträder und natürlich den öffentlichen Nahverkehr. Was in Helsinki jedoch anders laufen soll als bisher: Alle Angebote sollen über nur ein System in die eigene Route eingeplant und auch über dieses System bezahlt werden. Statt der DriveNow-Karte, des Abos für die Öffentlichen, der Stadtradanmeldung und einer eigenen App für jedes dieser Angebote könnten nach dem Helsinkier Modell künftig all diese Dienste in einem zusammengefasst werden. Heikkilä nennt das Konzept Mobility as a Service.
Spätestens in nächsten Feierabendstau wird vielleicht auch der ein oder andere Zweifler, an das Helsinkier Modell denken und sich fragen, was wohl wäre, wenn er jetzt einfach das Auto stehen lassen und aufs Rad oder die Bahn umstiegen könnte. Hätte doch irgendwie was, oder?!
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