Am 27. September sollen keine Autos in der Stadt der Liebe fahren.

Wie soll denn das gehen, Paris ohne Autos?, fragt sich so ziemlich jeder, der in der französischen Hauptstadt schon einmal mit dem Auto unterwegs war. Denn der Verkehr dort ist dicht. Dicht und oft stockend. Die Bürgerinitiative „Paris sans Voiture„, Paris ohne Auto, hat sich vorgenommen zumindest an einem Tag das Undenkbare wahr zu machen. Eigentlich ein Traum. Wahr werden soll dieser kurz nach der European Mobility Week (16.-22. September 2015) und der Klimakonferenz der Vereinten Nationen COP21 (7.-8. Dezember 2015) .

Warum ein Tag ohne Autos?

Warum nicht? Es sollte mehrere davon geben. Jährlich. In allen Großstädten der Welt. Ähnlich wie die Earth Hour, bei der weltweit das Licht für eine Stunde gelöscht wird. Kraftstoff sparen, Luft reinigen und Seele erholen lassen – Paris sans Voiture. Dieses Statement sei nicht zu unterschätzen, da das Problem der Luft- und Umweltverschmutzung und der daraus resultierenden Folgen in Paris schwerwiegend sind. Weltweit fordern Abgase und Schadstoffe etwa 7 Millionen Menschenleben laut der Welt Gesundheitsorganisation – eine erschreckende Zahl. Über 100 Milliarden gibt Frankreich jährlich aus, um gegen die Verschmutzung vorzugehen. Nun wird also erstmalig in der Geschichte der Hauptstadt ein autofreier Tag eingeleitet. Die Unterstützung der Bürgermeisterin Anne Hidalgo ist dem Unternehmen dabei sicher. Über 21 internationale Initiativen und Tausende von Einwohnern sprechen sich für den Tag aus und glauben daran, dass er einen wichtiger Schritt Richtung Verbesserung darstellen kann.

Paris vogelfrei

Arc de Triomphe Paris

Arc de Triomphe Paris

Und jetzt darf gesponnen und geträumt werden: Die Pariser Innenstadt und Architektur ganz frei von Autoabgasen, Verkehrslärm und Stress genießen. Vogelgezwitscher und das Rascheln der Äste im Ohr, den Duft von frischgebackenem Baguette und brühwarmen Kaffee in der Nase. Dazu Straßenmusikanten und lächelnde Gesichter Ungezwungen und gefahrlos mit dem Fahrrad, den Inlinern oder dem Skateboard über die Champs Élysées flitzen, oder ganz bequem zu Fuß die großen Boulevards entdecken…oder gar vor dem Eiffelturm oder der Bastille picknicken. Für Anwohner dürfte dies ein Ereignis sein, an das sie sich ein Leben lang erinnern werden.

Die Bürgerinitiative freut sich auf Feierstimmung, musikalische Intermezzos, auf selbst organisierte Seifenkistenrennen, Kinder die Fahrradfahren lernen oder die Straßen mit Kreide verschönern und Picknicks. Auch von Seiten der Organisation soll es einige Stände und Festivaleinlagen geben, die die Stimmung untermalen werden.

Paradiesische Orte

Sacre Coeur Cathedral on Montmartre, Paris, France

In den Bezirken (arrondissements) 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 10 und 11 und auf den Champs Élysées, dem Place Stalingrad, der Place de la Republique, der Left Bank, der Place de la Bastille und rund um den Eiffelturm und den Bois de Vincennes und Boulogne soll es keinen Verkehr geben. In der Vergangenheit und auch als weiterführende Initiativen setzen sich Städte wie Montreal, Bogota, Mexico City, Ho Chi Minh City und Brüssel für ähnliche Projekte und autofreie Tage ein. Manche der Projekte sind zeitlich beschränkt, andere richten sich nur an bestimmte Stadtbezirke und sollen das Radfahren fördern.

Wichtig und schön ist aber, dass Paris an diesem Tag neu entdeckt werden kann. Mit all seinen versteckten Winkeln und dem sprichwörtlichen Charme, der im Alltag leider doch oft verloren geht. Aber auch für Touristen stellt der 27. September einen Grund dar, vielleicht einen Wochenendausflug zu planen, um das Nichtvorhandensein der Autos zu zelebrieren.

Text: Anna Lazarescu

Bilder: Fotolia