Ab dieser Woche testet der Fahrdienst Uber selbstfahrende Taxis im US-amerikanischen Pittsburgh. Aber sind wir eigentlich schon soweit?
Viele Experten sagen: Nein, die Technik ist noch lange nicht ausgereift und vor allem nicht sicher genug, für einen richtigen Einsatz der Fahrzeuge im Straßenverkehr. Vor allem bei nicht perfekten Witterungsbedingungen – Schnee oder Nässe – hätten die Wagen technische Probleme ihre Spur zu erkennen und zu halten. Besonders Pfützen auf der Straße machen es den selbstfahrenden Autos schwer die Linien auf dem Boden wahrzunehmen und sich daran auszurichten.
Hinzu kommt, dass die Testphase für selbstfahrende Taxis von Uber eingeläutet wird, obwohl es noch keinerlei Gesetze oder Regeln für den Fall eines Crashs gibt. Das jedoch ist in den USA kein Problem, denn solange es nicht explizit verboten ist – und sei es durch fehlende Gesetze – ist es quasi erlaubt.
„Im Grunde machen sie aus den Fahrgästen Versuchskaninchen“, beschreibt es Joan Claybrook gegenüber der Washington Post. Claybrook ist Verbraucherschützerin und ehemalige Leiterin der National Highway Traffic Safety Administration. Sie ist sich sicher, dass es Unfälle geben wird und hält zudem fest, dass die gleichen Test auch ohne den Durchschnittsbürger im Auto stattfinden könnten. Und auch in Deutschland ist man in Sachen autonome Autos vor allem skeptisch. Laut einer Umfrage des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), für die 1.014 Personen interviewt wurden, glauben 55 Prozent der Deutschen nicht daran, dass selbstfahrende Autos den Straßenverkehr sicherer machen.
Verfechter des selbstfahrenden Autos hingegen argumentieren, dass es in den USA jährlich 37.000 Verkehrstote, die meisten davon durch Fahrerfehler, gäbe und gerade deswegen die Notwenigkeit bestehe, die Technik für fahrerlose Autos so schnell wie möglich voran zu treiben und eben auch auf öffentlichen Straßen zu testen. Sie sind der Überzeugung, dass es keinen Fortschritt geben würde, wenn immer auf die nötigen Gesetze und Regeln der Regierungen gewartet werde.
Währenddessen versucht Verkehrsminister Alexander Dobrinth genau diese Regeln in Deutschland schneller auf den Weg zu bringen und will noch im September 2016 eine Ethikkommission für autonomes Fahren gründen. Dort soll dann daran gearbeitet werden, wie sich selbstfahrende Autos in den bereits viel diskutierten Gefahrensituationen verhalten sollen – besonders in solchen, die Entscheidungen zu Ausweichmanövern oder Notbremsungen verlangen.
So sollen rechtliche Leitlinien entstehen, in denen zum Beispiel klar feststehen soll: Sachschaden geht immer vor Personenschaden. „Außerdem darf es keine Klassifizierung von Personen zum Beispiel nach Größe, Alter oder ähnlichem geben“, so Dobrinth.
Autonome Fahrzeuge sind in Deutschland bereits seit Herbst 2014 auch auf öffentlichen Straßen erlaubt, solange ein menschlicher Fahrer jederzeit die Kontrolle übernehmen kann. Auch an dieser Stelle plant Dobrinth Gesetzesnovellierungen, um das automatisierte Fahren in Deutschland voran zu bringen. Dem Entwurf nach, soll es dem Fahrer künftig erlaubt sein, die Hände vom Lenkrad zu nehmen und ein Buch zu lesen oder seine E-Mails zu checken, solange eine „Grundaufmerksamkeit“ gewahrt wird und der Fahrer innerhalb kurzer Zeit das Steuer übernehmen kann, wenn das System es von ihm verlangt. „Wenn etwas passiert, haftet der Hersteller“, so der Minister.
Kritikern ist dieser Entwurf bisher noch zu unspezifisch, aber vor allem die Technik noch nicht ausgereift genug, um sie mit geteilter „Grundaufmerksamkeit“ des Fahrers auf die Straßen zu lassen.
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