Am 15. Dezember ist es soweit. Toyota geht mit seinem Brennstoffzellenfahrzeug Mirai in Japan auf den Markt.
Im September 2015 erfolgt die Markteinführung in Deutschland und anderen europäischen Ländern wie auch in den USA. Leasing soll bei einem Verkaufspreis von 78.540 Euro für etwa 400 Euro auf einem Zeitraum von 36 Monaten angeboten werden. Nicht ganz so günstig, doch dafür existiert die Gewissheit einen der umweltfreundlichsten Antriebe im Fahrzeug zu haben. Mirai stammt aus dem Japanischen und bedeutet „Zukunft“ – ein durchaus passender Name für ein so fortschrittliches Gefährt.
Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft
Wasserstoff ist ein sehr effizienter und vor allem aus verschiedenen Quellen zu gewinnender Rohstoff. Hergestellt werden kann er aus menschlichem Abfall und Abwasser, aus natürlichem Gas, Wind- und Solar-, wie ach geothermischen Quellen – eine schier unerschöpfliche Bandbreite an Möglichkeiten, die das Element zu einem der am häufigsten vertretenen auf unserem Planeten macht. Während Methan noch mit Risiken verbunden ist und nach wie vor Emissionen generiert, ist Wasserstoff zu 100% abgasfrei, wie der Vorsitzende der amerikanischen Toyota-Niederlassung in Kalifornien, Takeshi Uchiyamada, zu verstehen gab. Überschüssige Solar- oder Windenergie können durch den Einsatz eines elektrischen Impulses, Elektrolyse gespeichert werden und dann Wasser zu Sauerstoff und Wasserstoff umwandeln.
Solange also der Ursprung des Wasserstoffs umweltfreundlich und rein ist, gibt es quasi keine Emissionen – die Nebenprodukte einer Brennstoffzelle resultieren sich nur auf Wasser und Hitze.
Wasserstoff ist nicht nur sauberer, sondern auch effizienter. Brennstoffzellen können mehr Energie speichern und sind kleiner als gewöhnliche Batterien. Außerdem dauert es circa fünf Minuten ein Brennstoffzellenauto komplett zu befüllen, ein gewaltiger Vorteil gegenüber Elektroautos. Die Kosten eines Kilos Wasserstoff belaufen sich momentan auf etwa acht Euro, mit normalem Treibstoff verglichen, sind das etwa 4 Euro auf 3,75 Liter. Uchiyamada verspricht sich vom Mirai die Weichen für eine auf Wasserstoff basierende Gesellschaft zu legen.
Eckdaten des Toyota Mirai
Der Mirai bestand bis jetzt alle Crashtests mit Bravour. Seine Leistungen sind beeindruckend. 482 Kilometer kann der Mirai mit einer Tankfüllung zurücklegen und bringt bis zu 153 Pferdestärken mit auf den Asphalt. Der Drehmoment liegt bei 24Nm und der Futurflitzer braucht nur 9 Sekunden um von 0 auf 100km/h zu kommen.
Nützlicherweise orientiert sich der neue Sedan an seinen wegweisenden Vorgänger, dem Prius, und macht sich einige seiner Komponenten zu Nutze. Das rückkoppelnde Bremssystem, der elektrische Motor als auch die Nickel-Metal Hybrid Batterien, finden sich im inneren des neuen Toyotas wieder. Neu am Mirai sind der Katalysator und alles rund um die Wasserstoffspeicherzellen. Die Treibstofftanks sind aus extrem belastbarer Karbonfaser gefertigt und können bis zu 114 kW produzieren, eine Menge die vom neuen Katalysator verdreifacht wird, was wiederum Platz, Gewicht und Kosten spart. Die Entscheidung einen Sedan zu entwerfen, anstelle eines Luxussegmentwagens erklärt sich fast von selbst: Der Wagen soll nicht nur effizient, sondern auch massentauglich sein, ein großes Publikum ansprechen und für den urbanen, wie weiterreichenden Verkehr geeignet sein.
Rosige Zukunft für den Mirai?
Aller Anfang ist schwer. Der Prius hatte es damals auch nicht leicht und so ist auch mit Startschwierigkeiten für den Mirai zu rechnen. Jedoch ist der Wagen zu vielversprechend, um in der Versenkung zu verschwinden. Toyota will 700 Wagen im nächsten Jahr unter die Menschen bringen, von denen 200 alleine in Kalifornien verkehren sollen. Bis 2017 verspricht sich der japanische Automobilkonzern 3000 Fahrzeuge zu verkaufen. Das größte Problem wird, wie bei Hybrid- oder Elektrofahrzeugen auch, die Infrastruktur der Tankstationen und die daraus resultierenden enormen Investitionskosten. Toyota hat jedoch schon einen Plan:
Momentan wird eng mit Regierungen und Wasserstofferzeugern auf der ganzen Welt zusammengearbeitet, um ein solches Tank-Netzwerk strategisch sinnvoll aufbauen zu können. Japan verfügt momentan über 17 Wasserstoffstationen und soll bis 2016 auf über 100 kommen. Da Europa und Amerika noch bis Herbst nächsten Jahres Zeit haben, sehen die Vorhaben dort etwas anders aus. An der Ostküste der Staaten soll ein Wasserstoff-Highway mit 12 Stationen entstehen, der Rhode Island, Boston, New Jersey, New York und Connecticut miteinander verbindet. Kalifornien ist derzeit mit 10 Stationen ausgestattet, wobei die kalifornische Energiekommission 200 Millionen Dollar zur Verfügung hat, um bis 2015 auf 20 und bis 2016 auf 40 Stationen zu bringen. Allerdings reichen bereits 15% der nun existierenden Stationen bereits aus, solange sie sinnvoll positioniert sind. Deutschland hat 40 Wasserstoffstationen von denen nur 7 öffentlich zugänglich sind. Bis 2015 jedoch will man diese Anzahl auf 40 steigern.
Gemeinsam mit der University of California arbeitet Toyota nun an einem Computer namens STREET, der berechnen soll, wo sich die optimalen Orte befinden, um die Wasserstofftankstationen zu errichten. Die Betankung soll am Anfang, bis eine richtige Struktur und Zahlungssystem gefunden werden kann, für alle Mirai-Besitzer kostenfrei sein – ein Schritt der sicherlich auch beim erfolgreichen Elektrowagen-Hersteller Tesla für Konkurrenz sorgen wird.
Wenn es jemand schafft, den Autoverkehr schnell zu revolutionieren, dann wahrscheinlich diese beiden Konzerne: Seit der Einführung des Toyota Prius in 1997 arbeitete Toyota stetig daran, seine Wagen zu verbessern – der Prius wurde 2013 zum weltweit am meisten verkauften Hybridauto und soll nun Stück für Stück vom Mirai abgelöst werden. Da sich Toyota schon seit 20 Jahren mit Brennstoffzellen beschäftigt, gelang dem Konzern in dieser Zeit die Produktionskosten der Zellen um rund 95% zu senken – ein klares Zeichen für den anstehenden Erfolg und das Wandel immer möglich ist.
Text: Anna Lazarescu
Bilder: Toyota