Burn-Out scheint die neue Volkskrankheit zu sein und jeder zweite ist davon auf irgendeine Weise betroffen. Viel zu viele Sorgen hat der Mensch und es wird ihm ja auch nicht leicht gemacht. Dauernd muss er sich beweisen, neu definieren, Leistung bringen, verlässlich sein, Verantwortung tragen und das eigene Leben meistern. Wehe dem, der den Kopf in den Sand steckt und zu jammern wagt. Stress kommt in vielen Formen: in der Familie, als Existenzangst, mit einer zehrenden Jobsuche, mit dem Prüfungsstress, durch Wut und zurückgehaltene Emotionen, durch Liebeskummer, Überforderung und durch chronische Übermüdung und Auslastung. Ein sicheres Mittel gegen all den Stress gibt es leider nicht, aber eine durchaus effiziente und vor allem befreiende Methode, um endlich mal Dampf ablassen zu können, ist das stetig an Beliebtheit gewinnenden Auto-Zertrümmern, auch Car Bashing genannt.
Car-Bashen und Frust abbauen
Dieser neue Trend beinhaltet zwei basische Komponenten, die den verstörten Geist wunderbar frei machen können und ihn in kindlich-freudige Verzückung setzten können: die Möglichkeit ungehindert absolute Zerstörung auszuüben und die Freiheit Loszulassen. Bewaffnet mit diversen Instrumenten à la Vorschlaghammer und Brechstange, kann man auf diversen Schrottplätzen in ganz Deutschland auf alte Wagen eindreschen. Dieser Demolations-Hype wurde vor Jahren in abrissreifen Gebäuden ausgelebt und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Damals konnte man an Wänden, Scheiben und alter Einrichtung seinem Frust freie Bahn gewähren. Jetzt sind es Autowracks, die dafür herhalten müssen. Das Gute an der ganzen Sache ist, dass die alten Karossen danach sowieso verschrottet werden und somit eigentlich keinerlei finanzieller Schaden entsteht. Die Schrottplatzbetreiber freut’s, denn sie sind es, die sich ein goldenes Näschen damit verdienen.
Verschiedene Firmen bieten Auto-Zertrümmern als Gruppenevent bundesweit an. In Friedrichshain ist die Schrott Punkt DE GmbH freudiger Kooperationspartner des alternativen Vandalismus. Die Preise schwanken zwischen 30-50 Euro pro Person. Besser ist es in der Gruppe zu buchen, da man zu fünft erst richtig effizient ein Auto aus der Form bringen und eine neue Gestalt verpassen kann. In Berlin hat sich eine Team-Building Agentur das Car Bashing auch gleich als Alternative zu den gängigen Team fördernden Tätigkeiten ausgesucht. Es scheint bestärkend unter den Kollegen zu wirken, wenn man gemeinsam das Autodach eintreten, die Türen herausreißen oder sogar das Auto umkippen kann, um das Ausweiden von Unten zu starten.
Verschrottungsalternative mit positiven Folgen
Einige Schrottplätze um Berlin herum bieten sogar die Option an, das Auto gegen eine Wand schleudern zu lassen. Man selbst muss nur einen verlockenden Knopf drücken. Es hört sich an, wie die geheimen Träume eines Kindes, welches sich hämisch lachend über seine eigene Fantasie, vor Vergnügen kugelt: Einmal dem Panzer über Auto fahren. Auch kein Problem, wenn man die richtige Anlaufstelle dazu findet. Damit auch alles sicher vonstattengeht, wird dafür gesorgt, dass sämtliche Brennstoffe und Flüssigkeiten davor abgepumpt werden und die Airbags gefeuert wurden. Die Instrumente für die komplette Destruktion erhält man am Schrottplatz. Für diejenigen, die sich in den Spaß stürzen, ist es wichtig feste Schuhe zu tragen. Schutzbrillen und Handschuhe, bekommt man gestellt. Auch langärmelige Jacken und Hosen sind vorteilhaft, da es durch zerspringendes Glas doch mal zu Schnittverletzungen kommen kann. so gut ausgestattet kann nichts passieren, außer, dass man es für mindestens eine Stunde gehörig krachen lässt und seinem aufgestauten Ärger Luft macht. Pro Person zahlt man an die 30 Euro und in der Gruppe 150 Euro für das Auto-Zertrümmern. Allerdings gibt es auch vielerorts nette Schrottplatzhändler, die einen für weniger und einen Kasten Bier an die totgeweihten Vierräder lassen.
Text: Anna Lazarescu