Schau mich nicht an… Du Auto!

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Es gibt diverse Blogs, die sich einzig und allein mit dem Thema beschäftigen, Gesichter in Dingen zu posten. Seien es Häuser, die durch eine glückliche Fügung, eine halb durchgebogene Dachrinne unter zwei Fenstern mit Halbgardinen haben, oder simple Dinge wie Knöpfe, Steckdosen, oder Schuhe. Die Front eines Autos wirkt deshalb oft auch niedlich, grimmig, lustig, oder sogar leicht böse.

Die Designer folgen dabei zwei unterschiedlichen Strömungen: Kleinwagen und Autos für Frauen sind extra putzig designt. Das Kindchenschema fließt hier ein. Sportliche, luxuriöse und schnelle Autos machen einen auf Raubtier. Dummerweise halten sich die Fahrer dann auch oft für solche und denken, die Fahrspur gehört ihnen. Zumindest bis zum nächsten „Idiotentest“.

Wir sprechen Autos also menschliche Eigenschaften zu, interpretieren unbewusst Charakteristika hinein. Wenn Menschen etwas anschauen, suchen sie nach vertrauten Formen und entdecken deshalb in vielem ein Gesicht. Wir alle kennen das klassische Prinzip: „Punkt, Punkt, Komma, Strich“ – nach diesem Muster zeichnen kleine Kinder ihre ersten Gesichter. Scheinwerfer, Scheinwerfer, Kühlergrill, Stoßstange – man könnte fast annehmen, Autodesigner wären nie erwachsen geworden. Designer spielen auch ganz bewusst mit unserer Wahrnehmung. „Wir haben diesen Code fest in unseren Genen“, sagt zum Beispiel der Designexperte Paolo Tumminelli. „Das Muster von Augen, Nase und Mund dient dem Kind von früh an als Orientierung auf der Suche nach der Mutter. Und diesen Blick behalten wir über die Jahre auch als Erwachsene bei.“

Jens Hohmann