Diese Automarken haben sich besonders schlecht verkauft

Neuer Abgasprüfungsstandard stellte Hersteller 2018 vor Herausforderungen

Es ist nicht Schadenfreude, sondern das Interesse an den Problemen, die in der Betrachtung der Nachzügler bei den Automarken in 2018 angezeigt werden. Tatsache ist, dass die Deutschen im Jahre 2018 0,2 % weniger Autos neu zugelassen haben als im Vorjahre. Das ist zwar weder für die Konjunktur noch für die Industrie alarmierend. Es zeigt jedoch, wie sich mancher Hersteller durch mangelnde Innovationsfreundlichkeit in Probleme bringt. Ursächlich für den ganz leichten Rückgang war der seit September 2017 schrittweise eingeführte neue europäische Abgasprüfstandard namens WLTP. Manche Modelle hatten dafür noch keine Genehmigung. Deshalb wurde hier und da die Produktion gedrosselt, obwohl es doch erstaunlich erscheint, dass über ein Jahr Einführungszeit nicht genügte. Die Neueinführung für jeden verkauften Neuwagen war erst seit Januar 2019 verbindlich. Diese Genehmigung muss für jede Motor-Getriebe-Variante gesondert erteilt werden. Ziel des neuen Standards ist, die Abgaswerte näher am Realverbrauch zu erfassen. Zu diesem Zweck orientiert sich das Messverfahren am alltäglichen Fahrverhalten mit häufigeren Brems- und Beschleunigungsvorgängen und berücksichtigt bestimmte Sonderausstattungen. Die Messungen finden in vier verschiedenen Geschwindigkeitsbereichen statt. Nach wie vor unberücksichtigt bleiben Klimaanlagen und Sitzheizungen. Erstaunlich ist, wie unterschiedlich die Hersteller dieses Problem, betrachtet über das Jahresneuzulassungsergebnis 2018 im Vergleich zum Vorjahr, bewältigt haben. Die neue Prüfung verlangt auch die Eliminierung von Feinstaub bei den Benzinern, gegen den die Autoherstellerverbände bis 2016 Sturm liefen. Wie Tests des ADAC zeigten, war der Widerstand unberechtigt. Tatsächlich kann der neue Filter Mikrofeinstaub beim Benziner vernichten und die gefährlichen krebserregenden Stoffe zurückhalten. Auch eine neue Motorsteuerung wurde benötigt. Die einen haben das Problem schadlos bewältigt, bei anderen hat die Umstellung zu teils gewaltigen Produktions- und Verkaufsproblemen geführt. Kein Wunder, dass das Verhalten der Autoverbände bei manchen, besonders jungen und kritischen Autofahrern Fragen aufwirft.

Gewinner und Verlierer im Jahre 2018 bei den Neuzulassungen in Deutschland

Manch Kritiker schaut nur die Dezemberzahlen an, wir halten die Jahresergebnisse für das entscheidende Datum. Audi musste in 2018 einen Rückgang in Deutschland um -9,9 % hinnehmen. Geringer, aber immer noch hart war der Einbruch bei Opel mit -6,5 %, bei Peugeot mit -3,8 %, bei Renault und Fiat mit -3,4 %. Porsche und Mercedes verloren nur  -2 %. Bei den großen Herstellern waren BMW und einige andere Hersteller letztlich schlauer und hatten schon frühzeitig ihre Modelle auf den neuen Standard umstellen lassen. BMW erreichte 1,2 % mehr Neuzulassungen als in 2017. Ähnlich positiv war die Entwicklung bei Skoda (1,4 %). VW (1,5 %), Ford (2,3 %), Kia (2,7 %) und Toyota (3,5 %). Citroën, Jaguar und Hyundai erreichten um die 5 %. VW konnte frühere Probleme noch einigermaßen lösen. Spitzenreiter waren Volvo, Smart, Seat, Dacia, Mitsubishi und Jeep mit teils deutlich über 10 % Zunahme im Jahresergebnis gegenüber 2017 laut den aktuellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes.

Strategische Probleme bei manchen Herstellern in der Umsetzung der neuen Abgasnorm

Du magst dich wundern, warum das Ergebnis so unterschiedlich war. Sicherlich gab es verschiedene Gründe, aber auch Fehler in der Strategie bei der Umsetzung des neuen Standards spielten eine Rolle. Letztlich hatten sich Hersteller wie Audi, Porsche und VW verzockt, weil sie darauf gesetzt hatten, dass sie ohne neue Partikelfilter bei den Benzinern auskommen. Diese Hersteller wollten den neuen Abgastest mit hochreinem, synthetischen Benzin fahren, was die EU-Kommision im letzten Moment verhinderte, indem sie den Einsatz von in der EU typischem Benzin forderte. Das kannst du in der Süddeutschen Zeitung vom 3. August 2018 nachlesen. Nissan, Landrover und Audi haben die Umstellung dann nicht mehr rechtzeitig geschafft und dafür einen hohen Preis bezahlt. Nicht die EU, sondern eine fragwürdige Strategie also war für die Probleme verantwortlich. VW ist mit einer Aufholjagd ebenso wie Porsche noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Positiver noch ist das Bild, beziehst du globale Zahlen ein. Global verkaufte VW 2018 mit 10,83 Millionen Fahrzeugen 90.000 Autos mehr als im Vorjahr. Audi musste im bereits im September einen Verkaufsrückstand von 70 % in Deutschland und um 55,5 % in Europa einstecken. Da halfen auch die Zuwächse in China nicht mehr, weltweit sanken die Auslieferungszahlen ab. Audi erwartete, die Umstellung bis Jahresende 2018 zu packen, und dann in 2019 wieder mit den Absatzzahlen nach oben zu gehen.

Schaust du dir die Trends bei den verschiedenen Technologieklassen an, gibt es keine besondere Überraschung. Der Verkauf von Dieselfahrzeugen ist in 2018 um 17 % gegenüber 2017, Dieselkrise sei Dank, zurückgegangen. Dank aller Anstrengungen hat der Verkauf von Hybridfahrzeugen immerhin um 53 %, der von Elektrofahrzeugen um 44 % zugenommen. Der Gesamtanteil dieser beiden Fahrzeuggruppen an den Neuzulassungen liegt bei nur  5 %, in Norwegen sind es 50 %. In 2017 betrug der Anteil 3,2 %, das Wachstum ist also relativ langsam. Jedenfalls ist die gesamte Entwicklung ein Lehrstück darüber, was passiert, wenn Verbände und Hersteller Veränderungen in Politik und Recht falsch einschätzen und gerne lang blockieren, anstatt mit Begeisterung in die automobile Zukunft zu streben.