Sobald die Temperaturen in der Hauptstadt steigen und der Himmel sich strahlend blau von seiner besten Seite zeigt, stellt man sich Jahr um Jahr dieselbe Frage: Wohin soll es denn nun zum Baden gehen? Wieder an den See des letzten Jahres? War der nicht irgendwie zu voll? Oder der Strand voller Grillabfall? Ins Freibad? Für Naturliebhaber oft ein absolutes Gräuel, vor allem bei der ausufernden und reich bestückten Seelandschaft in Berlin und Umgebung. Für alle die an ihrem alten Stammbadeplatz zweifeln oder einfach was Neues ausprobieren wollen, findet sich hier eine Liste der Badeseen, die mit besonderen Vorzügen aufwarten.
Den Sommer an der Potsdamer Seenkette genießen – Sacrower See, Heiligen See und Groß Glienicker See
Mit dem Auto Richtung Potsdam unterwegs zu sein, bietet sich an, wenn man diesen drei Seen näher kommen möchte. Zwar kann man den Heiligen See auch bequem mit den öffentlichen erreichen, doch die Anfahrt dauert aus Berlin Mitte so beispielsweise schon über eine Stunde. Die beiden anderen Seen lassen sich am besten über die B2, die Potsdamer Chaussee, erschließen. Der 2,8 Kilometer lange Sacrower See ist für seine gute Wasserqualität bekannt. Er verfügt über einen sehr feinen und sauberen Sand, dafür aber über kleine Liegeflächen. Was er aber an Land verliert, macht er am Ufer und im Wasser wieder wett. Der Einstieg gestaltet sich leicht, es lässt sich weit hinaus waten bevor man vom Wasser bedeckt wird und das Wasser ist so klar, dass man des Sommers bis auf den Grund blicken kann. Ein Spaziergang durch den naturgeschützten Königswald mit seiner reichen Flora und Fauna, kann ebenfalls nach dem Badespaß eingeplant werden.
Der Groß Glienicker See liegt etwa 0,7 km in nord-östlicher Richtung vom Sacrower See entfernt. In der Mitte des Sees sorgen zwei kleine Inseln für einen malerischen Ausblick. Der Sand ist fein und es lässt sich besonders am Nordufer, gut entspannen, da der Betrieb dort geringer ausfällt, als auf der Südseite. Die Südseite allerdings wartet mit Parkplatz und Biergarten, wie auch Bootsanlegestellen auf. Wenn man abenteuerlustig ist und nicht mit Kindern unterwegs ist, dann kann man auch zu den etwas versteckteren Buchten vordringen, wenn man sich durchs Geäst schlängelt. Diese sind nicht offiziell, lassen sich aber auf der Höhe der Bushaltestellen der Nummern 638/639 erschließen.
Der Heiligen See ist der kleinste der drei Seen. Er hat durch den Hasengraben einen direkten Zufluss in die Havel und liegt inmitten der Park-und Schlosslandschaft Potsdam. Sonnt man sich am Heiligen See, hat man den Marmorpalais und das Cecilienschloss im Blick. Da der See sehr klein ist, nur 1 Kilometer lang und 300 Meter breit, besteht durch den starken Laubfall im Sommer immer Gefahr, dass der See umkippt. Besonders an der Nordseite zieht der Heiligen See FKKler an, da dort ein paar schöne inoffizielle Stellen und Liegewiesen zu finden sind.
Baden am Schlachtensee
Der Schlachtensee ist mit der S1 bequem zu erreichen. Die gleichnamige Station ist keine drei Gehminuten vom See entfernt. Das Seeufer hier ist besonders beliebt, da es sich wunderbar durch die bewaldete Promenade des Grunewalds Joggen oder Spazieren lässt. Auch das Baden fällt bei großer Hitze angenehm aus, da die Bäume kühlenden Schatten spenden. Wer sich damit abfinden kann, dass es hier kaum sandige Buchten gibt und der Boden von Wurzeln durchzogen ist, wird am Schlachtensee, die ein oder andere zurückgezogene Bucht für sich beanspruchen können. Am Biergarten „Fischerhütte“ gibt es allerdings auch eine große Liegefläche, die vor allem für Familien geeignet ist, da sich ein Spielplatz in unmittelbarer Nähe befindet. Da es an dieser Stelle sehr voll wird, ist das südliche Ufer des Schlachtensees besser für diejenigen geeignet, die mehr Ruhe wollen. Für Freunde der Bootsfahrt gibt es am Ostufer einen Verleih. Auch Angler kommen hier, wie auch an der nahe liegenden Krummen Lanke, auf ihre Kosten. Beide Gewässer weisen bis zu 18 verschiedene Fischarten auf.
Familienausflug an den Straussee
Nicht unweit der S-Bahn Station Strausberg Stadt liegt der Straussee. Er ist um die neun bis zehn Meter tief und ist deswegen ideal für Taucher geeignet. Eine Taucherschule in unmittelbarer Nähe des Sees bietet Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene an. Grillstellen und seichte Einstiege machen diesen See besonders bei Familien beliebt. Etwas Grillgut oder eigene Verpflegung mit zu bringen ist gar keine schlechte Idee, da die Versorgung vor Ort dürftig ausfällt. Bis auf einen Kiosk in der S-Bahn Station, befinden sich in der Nähe keine Restaurants oder Cafés. Bootstouren sind auf dem Straussee möglich. Ebenfalls im Straußberger- und Blumenthaler Wald gelegen, befinden sich der Bötz- und der Fängersee. Beide Seen sind nicht so stark besucht und bieten den ein oder anderen lauschigen Badeplatz.
Großer und Kleiner Müggelsee
Der Große Müggelsee ist fast allen Berlinern ein Begriff. Er ist mit seinen fast 750 Hektar einer der größten Seen in Berlin und zieht vor allem Wassersportler und Radfahrer an. Durch seine Verbindung mit der Spree, auch Müggelspree genannt, lässt sich dieser Teil gerne von kleinen Booten befahren. Rundfahrten auf der Müggelspree und dem See sind unter Besuchern sehr beliebt. Viele Buchten, Restaurants und Biergärten warten entlang des Müggelsees auf Erholungssuchende. Westlich des Strandbades gibt es eine kleine Stelle am Steilufer auf der FKK gestattet ist. Allerdings ist der Kleine Müggelsee, direkt mit seinem großen Bruder verbunden, für Abgeschiedenheit und seine sandigen Liegefläche bekannt. Hier lässt es sich ruhig und ungestört sonnen. Falls es doch mal etwas voller werden sollte, kann man sich etwas weiter zwischen die Kiefern legen. Der Boden ist weich und duftet aromatisch. Bei einem Spaziergang um den See, lassen sich vereinzelt kleinere Buchten finden.
Entspannen am Liepnitzsee
Dieser See ist vor allem bei denjenigen beliebt, die stundenlang auf türkisblaues Wasser starren und in sich gehen möchten. Zum Ruhen kommen die Augen dann auf der Insel Werder, die inmitten des Sees liegt. Man erreicht den Liepnitzsee entweder mit dem Auto über die B273 oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und steigt an der gleichnamigen Station aus. Seinen Charme machen zahlreiche kleinere Badestellen, offiziell und inoffiziell aus, die man bei einer Rundwanderung um den See, suchen kann. Für jeden gibt es ein Plätzchen. Ob nun am Nordufer, welches noch sehr unberührt und unerschlossen ist, oder an der Badestelle am Waldsee: Die Einstiege sind seicht und es lässt sich weich liegen. Besonders für Kinder ist der Liepnitzsee ein idealer Ort, da der viele Sand zum Burgenbauen und Spielen einlädt. Natürliche Spielplätze sind jede Menge vorhanden, sodass Beschäftigung außerhalb des Wassers auch nicht zu kurz kommt.
Sommerwonne am Teufelssee im Grunewald
Auch wenn er sich den Namen mit seinem in Köpenick liegendem Bruder teilt, ist der Teufelssee in Grunewald noch ein wahrer Geheimtipp, da er mitten in Naturschutzgebiet Teufelsfenn liegt und schwerer zu erreichen ist. Öffentlich kann man bis zur S-Bahnstation Grunewald fahren und dann einen etwa 20 Minütigen Marsch in Kauf nehmen. Mit dem Auto ist es wesentlich leichter über die Teufelsseechaussee an den See zu gelangen. Parkplätze gibt es in der Nähe. Die südlich gelegene Badestelle an dem etwa 2 Hektar großen See liegt an einem seichten Hang. Hier gibt es nur eine kleine sandige Stelle, aber eine große Liegewiese und viele versteckte kleine Auen, in denen es sich ungestört sonnen lässt. Von Jung und Alt kann man am Teufelssee alles antreffen, was sich auf den Badegenuss freut. FKKler suchen den Teufelssee gerade wegen seiner Abgeschiedenheit gerne auf. Ein Eiswagen fährt in der Sommersaison an den See und beglückt die Gäste mit selbstgemachtem italienischen Eis.
Geheimtipp Flughafensee in der Jungfernheide
Der Flughafensee ist am geschicktesten mit dem Auto zu erreichen, da die Badestellen auf der gegenüberliegenden Seite der mit der U6 zu erreichenden Flughafenseeseite liegen. Falls jedoch ein längerer Spaziergang geplant sein sollte: Einfach an der Otisstraße aussteigen, der gleichnamigen Straße bis hinunter auf die Seidelstraße folgen und den ersten Waldweg einschlagen. Die ein oder andere Einstiegs- oder Badestelle lässt sich am Flughafensee immer entdecken. Die sandigen Flecken befinden sich auf der Nordseite. Die üppige Natur, die schattenspendenden Bäume, die Abgeschiedenheit und die relativ kleinen aber privaten Badestellen, machen diesen See sehr beliebt. Auch Nacktbadeliebhaber kommen auf Ihre Kosten. Wer sich vom hin und wieder auftretenden Fluglärm nicht vertreiben lässt, ist hier richtig.
Damit man sich komplett sicher sein kann, welcher See es nun wird und ob dieser gesundheitlich unbedenklich ist, gibt es das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), welches die Gewässer prüft. Hier erhält man Einsicht wie sauber oder unbeschadet das Wasser ist: Liste der Badestellen Berlin/ Brandenburg. Mit reichlich Sonnencreme, genügend Trinken, einem guten Buch und Verpflegung im Gepäck kann man nichts falsch machen. Jeder sollte unter den zahlreichen Berliner Seen seinen eigenen Lieblingsplatz finden, den man mit Familie und Freunden zu etwas Besonderem machen kann. Mehr als Sonne und Liebe braucht man ja bekanntlich nicht zum glücklich sein.
Text: Anna Lazarescu