Schlecht stand es im letzten Jahr um Alfa Romeo, sehr bitter sogar. Die Absatzzahlen sanken um mehr als die Hälfte in den Keller. Trotz über 100 Jahren geschichtsträchtiger Autoproduktionen und denkwürdigen Auftritten im Rennsport, gelang es der Firma nicht mehr als seine drei Modelle am Leben zu erhalten. Jetzt will Fiat seinem Schützling 5 Milliarden zustecken, damit es wieder zum Alpha-Tier werden kann. Es ist angedacht bis 2020 acht neue Modelle auf den Markt zu bringen und so stark zu werden, dass sich Alfa Romeo neben Jeep, zur zweiten Marke im Fiat-Konzern mausern kann.
Chefentwickler und Präsident von Alfa Romeo Harald Wester ist davon überzeugt, dass es wichtig ist erstmal wieder eine eigene Identität zu entwickeln, da beispielsweise Modelle wie ein Fiat Croma als Alfa 164 keinen wirklichen Charakter gehabt hätten. Das Problem scheint tatsächlich daran zu liegen, dass ein „Re- oder Upcycling“ eines bereits existierenden Autos nicht den nötigen Erfolg verspricht. Auch bei Lancia ging dieses Konzept des Badge-Produzierens nicht auf. Konzernchef Sergio Marchionne will die Marke wieder komplett nach Italien holen und alle Fahrzeuge wieder im Heimatland entwickeln lassen. Außerdem träumt er davon den Alfa Romeo als Sportwagen der Mittelklasse vermarkten zu können. Seine optimistische Einstellung verheißt, dass sie es auf diese Weise schaffen werden im Jahr 2018 bis zu 400.000 der Wagen zu verkaufen. Ein hohes Ziel, wenn man bedenkt, dass der Absatz zuletzt unter 75.000 lagen.
Frisch getunt ist halb gewonnen
Die Pläne stehen, jetzt wird fleißig daran gearbeitet. Die gewünschte Nische zu bedienen und einen sportlichen Flitzer zu bieten, liegt nun auf den Schultern von Giulietta aus dem Jahr 2010 und MiTo aus 2008. Die beiden Kinder der Firma sollen, mit dem verheißungsvollen Logo des vieblättrigen Kleeblatts versehen, neue Glücksmomente bei der potentiellen Kundschaft erzeugen. Das Kleeblatt hatte sich Ugo Sivocci 1923 auf seinen Alfa RL gemalt und prompt den Sieg im Rennen Targa Florio erzielt. Seitdem ist das Kleeblatt Alfa Romeos Sportabzeichen. Giulietta und MiTo werden unter der Serie „Quadrofoglio Verde“ erscheinen und sportlichere Züge erhalten: Das Design wird schnittiger, die Motoren stärker, der Antrieb flüssiger. Ein 1,4-Liter-Zylinder Motor wird dem MiTo 170 PS herbeizaubern und der 1,8-Liter-Vierzylinder-Motor des 4C dem Giulietta frischen Wind bescheren. Mal sehen ob sich der neue Taufname auf das Glück der beiden neuen Flitzer auswirkt und den Verkauf ankurbeln kann.
„Giorgio“ – Herzensbrecher
Charisma, Charme, Charakter und das gewisse Etwas müssen her um aus den Alfas wieder Romeos zu machen und die Menschen zu betören. Unter dem Projektnamen „Girogio“ taten sich 200 Entwickler und Ingenieure in Italien in der Nähe von Mondena zusammen, um an einer neuen Heckantriebsplattform zu tüfteln. Diese soll einer Reihe an Mittelklasse-Wagen Leben einhauchen. Es ist geplant eine auf die Mittelschicht abgestimmte Fahrzeugreihe zu erschaffen, welche nicht nur mit einem Kombi aufwarten kann, sondern auch mit einer Limousine, einer Kompaktklasse und zwei verschiedenen SUVs. Um sich darauf vollkommen zu konzentrieren, wurde das Segment des Kleinwagens an Übermutter Fiat übergeben.
Es bleibt zu hoffen, dass Alfa Romeo sich mausert und seinen alten Glanz und die Glorie wieder erlangt. Ein Rebranding samt der Wiederbelebung des eigenen Images werden dem Konzern zumindest wieder die nötige Stärke geben können, präsent auf dem Markt vertreten zu sein. Wie schnell sich dann allerdings ein stabiler Verkauf einstellt und ob man in den potenziellen Käufern die Erinnerung an die guten alten Zeiten wecken kann, wird sich zeigen.
Text: Anna Lazarescu