Es ist offiziell: Tesla Motors hat Michigan als Bundesstaat an die kapitalistische Marktwirtschaft verloren. Kein Auto darf mehr über den bevorzugten Weg des Elektroautoherstellers an den Kunden gebracht werden. Selbst Informationen über die hauseigenen Automodelle zu vermitteln, ist nicht mehr gestattet. Mittelmänner müssen her.

Ursprünglich bezog sich der Gesetzentwurf HB5606 auf Franchise-Handelsunternehmer-Gebühren und bekam in letzter Minute den Zusatz zum Thema „Direkte Verkäufe an den Kunden über die Showrooms der Autohersteller“ verpasst. Tesla ist bekannt für seinen engen Kundenkontakt, seine Showrooms und Testfahrten, die Erklärungssessions und den Allroundservice, von dem die Kunden profitieren, wenn sie sich für ein Fahrzeug des innovativen Autobauers entscheiden.

Da diese Annexe in letzter Minute vom republikanischen Senator Joe Hune hinzugefügt wurde, dürfte klar sein, dass es keine Chance gab eine offizielle Stellungnahme dazu abzugeben, eine Debatte darüber zu organisieren oder Kritik und Einspruch zu erheben. Tesla gab dies in einem Kommentar missmutig zu verstehen und sprach sich auch weiterhin davon, dass Hune von der Michigan Automobile Dealers Association finanzielle Unterstützung im Politsalon bekommt.

Gouverneur Rick Snyder unterzeichnete den Entwurf am 21.10.2014. Da er in einigen Wochen wieder zur Neuwahl antritt, musste er wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und unterzeichnen, weil ihm sonst entweder ein Stimmenverlust der Autohändlerlobby bevorsteht oder eine zehrende Kritik an seiner Politik, die Imagedefizite mit sich führen kann.

Auch ein klares Anzeichen für den harten Kampf um den Markt ist, dass der amerikanische Automobilhersteller General Motors sich ebenfalls dafür aussprach, dass Tesla seine Wagen nicht mehr auf seine übliche Weise verkaufen dürfe, sondern eben nur noch über eigene Franchise-Handelsunternehmen. Tesla hat bekanntlich keine eigenen Dealer und wäre genötigt, sich dem gängigen Netz der Autohändler anzuschließen. Hinterhältig könnte man es nennen – vor allem wenn man sich die Verkaufszahlen der beiden Firmen ansieht.

Strategie scheint dahinter zu stecken, denn zuvor versuchte sich GM im März daran, in Ohio den Gesetzesentwurf SB137 zu unterstützen, in dem der Gouverneur John Kasich kontaktiert wurde und „Sorge“ darüber ausgesprochen wurde, dass Tesla „die Möglichkeit habe, unter ganz eigenen Regeln in den Konkurrenzkampf zu starten“.

General Motors verkaufte weltweit über 7 Millionen Fahrzeuge in den ersten 9 Monaten des Jahres 2014. Dagegen steht Tesla, das bis Ende September 46.928 Modelle an den Mann gebracht hat und wahrscheinlich bis Ende Oktober die 50.000er Schwelle knackt. Eigentlich kein Vergleich. Was hat es also mit den starken Eingrenzungen und der ganzen subversiven Feindlichkeit auf sich? Schätzungsweise ist es ein klarer Fall von blanker Angst.

Die konservativen Modelle einer sich im Umbruch befindenden Autoindustrie scheinen dem Druck nicht gewachsen zu sein, den ein innovativerzielstrebiger und immer erfolgreicherer Konzern ausübt. Also werden die Regeln verschärft und die altbackenen Regelungen hinter geschlossenen Türen zugespitzt. Michigan reiht sich jetzt gemeinsam mit Missouri, Texas und New Jersey ein, während andere Bundesstaaten wie Iowa und Georgia nur darauf warten, Tesla weiterhin ähnliche Stöcke zwischen die Radspeichen zu schieben.

Jetzt steigt die Hoffnung proportional zur heimliche Rachesucht, dass Tesla irgendwie die Asse im Ärmel behält und es allen zeigt.

Text: Anna Lazarescu