Ein Auto, welches auf einer Strecke von 100 Kilometern nur einen Liter verbraucht – ist das möglich? Volkswagen will es möglich machen. Der XL1 – oder auch das 1-Liter Auto, ist ein Plug-In Hybridantrieb, der verbrennungsmotorische und elektrische Fahreigenschaften miteinander verbindet. Das Hybridmodul mit E-Motor und Kupplung ist zwischen dem 0,8 l 2-Zylinder-TDI und 7-Gang-DSG angeordnet. Der Plug-In Hybrid XL1 besitzt also einen ganz gewöhnlichen Dieseltank mit 10 l Kraftstofffasskraft und eine Lithium-Ionen-Batteriekapazität von 5,5 kWh. Im Zusammenspiel kann eine Reichweite von circa 500 km erreicht werden. Damit der Wagen diese Zahl knacken kann, war es wichtig ihn leicht und aerodynamisch zu gestalten.
Die Karosserie ist extrem leicht und wiegt samt Flügeltüren und der Windschutzscheibe, die aus Dünn-Glas besteht, 230 Kilogramm. Der gesamte Antriebsstrang samt Fahrwerk, Elektrik und Ausstattung bringen zusammen 565 Kilogramm auf die Waage. denn sie besteht aus 45% Leichtbaumaterialien, wie Karbonfaser und Kunststoff. Für einen Wagen dieser Größenordnung und dieses Standards sind die 795 Kilogramm eine durchaus bemerkenswerte Leistung. Vor allem weil das Auto über Flügeltüren verfügt, welche in der technischen Umsetzung nicht nur um einiges kniffeliger zu bewerkstelligen sind, sondern eben oft auch ins Gewicht fallen. Die Flügeltüren sind weit in der Dachlinie eingezogen und schwenken nach oben und leicht nach vorn aus – ein bequemer Ein- und Ausstieg ist so sicher.
Damit Luftwiderstand und Verwirbelungen dem Verbrauch nicht zusetzten, wurde auf Außenspiegel verzichtet und die hinteren Räder wurden abgedeckt. Andere ebenfalls effiziente Maßnahmen, sind beispielsweise die reduzierte Höhe. Der X-L1 ist nur 115cm hoch, sodass er tief auf der Straße liegt. Die Karosserie wird nach hinten schmaler und ist stromlinienförmig ausgerichtet, die Stirnfläche wurde durch versetzte Sitze verengt. Weiche Abrisskanten unterstützen leiten den Luftstrom am Fahrzeugheck ab.
Es ist ein schöner Wagen, ein Wagen der viel verspricht – sicherlich nicht einer der ersten und auch nicht einer der letzten, die kommen werden. Das große Manko allerdings: Volkswagen bricht mit seiner eigenen Devise. Der X-L1 ist mit einem Preis von etwa 111.000 Euro (in Europa – in England und den USA fällt das Fahrzeug noch teurer aus) kein Wagen für das Volk. Schon im Ansatz nicht, da nur 250 Stück produziert werden sollen, wovon 30 an enthusiastische Vorbesteller gehen. ein Tesla Modell S beginnt bei einem Einstiegspreis von 72.000 Euro, der BMWi8 126.000 Euro, liegt aber dafür etwas höher im Luxussegment. Die Frage ist, wieso Volkswagen diesen neuen Wagen nicht für eine größere Masse produzieren lässt und den Preis dafür runtersetzt. So würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: ein erschwinglicher, leistungsstarker und effizienter Wagen für diejenigen, die Interesse haben und für die Umwelt eine nachhaltigere und schonendere Variante. Außerdem hat Volkswagen bereits zwei erschwinglichere Elektrowagenmodelle, die dem XL1 konkurieren: Der e-up kostet nur schlanke 26.900 Euro samt Batterie, der große Bruder E-Golf etwas mehr, aber immer noch galante 34.900 Euro.
Man kann bei der Produktionszahl und dem Preis leider annehmen, dass der XL1 eines dieser „Wir stellen unsere Kompetenz unter Beweis-Fahrzeuge“ ist, die nur dafür hergestellt werden, neue Technologien auszuprobieren – einen besseren, größeren, leistungsstärkeren Wagen herauszubringen, um seine Konkurrenzfähigkeit unter Beweis zu stellen. Verbraucherfreundlich ist es auf alle Fälle nicht.
Text: Anna Lazarescu
Bilder: Volkswagen