Tausende Amerikaner – und geben wir es zu: auch Europäer – pendeln täglich allein im Auto zur Arbeit. Ausgerechnet Google will das jetzt ändern. Der Suchmaschinenriese testet derzeit in San Francisco seinen neuen Dienst Waze für die per App vermittelte digitale Fahrgemeinschaft.

Die digitale Fahrgemeinschaft für Kollegen

Die Idee hinter Waze ist simpel und hebt das Angebot von der Konkurrenz ab: Im Gegensatz zu den Mitwettbewerbern Uber und Lyft sollen mit der App Menschen miteinander verbunden werden, die ohnehin das gleiche oder sehr ähnliche Ziel haben, im besten Falle sogar in der gleichen Firma arbeiten.

Google möchte mit dem Dienst verstopften Straßen entgegenwirken. Tatsächlich gibt es in den USA nämlich sogenannte Carpool Lanes für Fahrgemeinschaften mit mindestens zwei Passagieren, doch diese bleiben im Berufsverkehr oft ungenutzt.

Community statt Kommerz

Zusätzlich zu der Vermittlung digitaler Fahrgemeinschaften, dient Waze als Echtzeit-Stauradar. Die App erfasst dazu Position und Bewegung der registrierten Nutzer und macht anhand dessen sichtbar, wie zäh der Verkehr auf welchen Strecken ist.

Mit umgerechnet nicht einmal 0,50 Euro pro Meile (etwa 1,6 km), die tatsächlich komplett an den Fahrer und nicht an Google gehen, ist der Dienst auch noch um einiges billiger ist als die Konkurrenz. Er soll aber auch nicht dazu dienen, den Fahrern ein zusätzliches Einkommen zu bescheren, sondern tatsächlich nur eine digitale Fahrgemeinschaft für Pendler sein. Die 50 Cent sollen die Fahrer dabei lediglich für Sprit und Verschleiß entschädigen. Aus diesem Grund sind die Fahrten, die ein Fahrer bei Waze anbieten kann, auch auf maximal zwei am Tag begrenzt.

Ursprünglich handelte es sich bei Waze um eine Navigations-App mit laut offiziellen Angaben 65 Millionen aktiven Nutzern. Google hatte das israelische Start-Up 2013 gekauft und die digitale Fahrgemeinschaft bereits im letzten Jahr in Israel getestet, wo sie laut dem Wall Street Journal bereits sehr erfolgreich sein soll.

Beta-Phase in San Francisco

Derzeit ist der Dienst in den USA für lediglich 25.000 Mitarbeiter ausgewählter Unternehmen in San Francisco freigeschaltet und soll bei Erfolg zunächst landesweit expandieren. Bis das Angebot nach Europa schwappt könnte also noch einige Zeit vergehen.

Dem Berufsverkehr in deutschen Metropolen würde das System sicher auch gut tun. Einziges Manko, das Medien bisher betonen: Die Fahrer für die digitale Fahrgemeinschaft werden keinem Background Check unterzogen wie bei den kommerziellen Anbietern Uber und Lyft. Ausschluss schlechter Fahrer soll über Bewertungen aus der Community stattfinden, wie bei dem hierzulande bekannten Mitfahrgelegenheitsanbieter BlaBlaCar, doch im Idealfall kennen sich Fahrer und Mitfahrende ohnehin schon, da sie in einem Unternehmen tätig sind.

Lyft, die mit einem ähnlichen Konzept, Anfang des Jahres an den Start gingen, gaben den Dienst nach nur wenigen Monaten wieder auf, da sich nicht genug interessierte Nutzer fanden. Vielleicht gelingt es Google, sich mit Waze abzuheben. Wir behalten die durchaus spannende Idee jedenfalls im Auge.

 

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