1.000.000. Das ist die magische Zahl, die Deutschlands Straßen in den nächsten Jahren verändern soll. Denn bis zum Jahr 2020 sollen hierzulande eine Million Elektroautos rollen. Bisher ist die Skepsis über die Erreichung dieses Ziels jedoch zumeist größer als die Zuversicht, tatsächlich eine Million Autobesitzer – Familien, Businessleute, Alleinstehende – zum Wechsel auf den Stromer zu überzeugen.
Eines der größten Argumente dafür, dass dieses Projekt zum Scheitern verurteilt ist, ist die in Deutschland fehlende Infrastruktur, um auch wirklich die komplette Million E-Cars mit Energie versorgen zu können, wo und wann immer ihre Besitzer diese auch brauchen mögen. Aber ist dem wirklich so und wie viele Ladestationen bräuchten wird in Deutschland, um unsere Million Elektroautos zu versorgen?
Dieser Frage haben sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nun erstmals angenommen. Im Rahmen des Projektes „LADEN 2020“ ermittelte es, wie viele Ladepunkte nötig werden, um den Bedarf in Deutschland zu decken.
35.000 Ladestationen nötig
Heraus kam, dass bei einer Million E-Autos etwa 33.000 öffentliche und halböffentliche – zum Beispiel auf Supermarktparkplätzen – Ladestationen im Alltagsverkehr gebraucht werden. Hinzu kommen außerdem rund 2.600 Ladepunkte, die auf Strecken von mehr als 100 Kilometern Länge (Fernverkehr), um den angenommenen Bedarf bis 2020 zu decken. Außerdem leiteten die Forscher aus ihrer Analyse ab, dass weitere 4.000 Schnelladestationen für den Alltagsverkehr empfehlenswert wären.
Private Ladepunkte und Ballung im Fernverkehr machen E-Autos deutschlandweit nutzbar
Um das Durchqueren Deutschlands mit dem Elektroauto möglich zu machen, muss es eine Basisladestruktur für den Fernverkehr geben. So stellten DLR und KIT bei ihrer Untersuchung fest, dass dafür 650 Stationen an Autobahnen und 179 Ladepunkte auf Bundesstraßen nötig wären. Am besten sei es dabei, wenn die Ladestationen geballt an einem Ort aufgestellt würden, um auch bei hoher Nachfrage lange Wartezeiten zu vermeiden und den Bedarf zu decken.
Weiterhin hat natürlich die Zahl der privaten Lademöglichkeiten einen Einfluss auf den öffentlichen Bedarf. So leiten die Forscher aus ihrer Analyse ab, dass bereits mit 10 Prozent mehr Privatladestationen die Nachfrage für öffentliche Ladestellen um 20 Prozent (also auf 28.000 Stationen deutschlandweit) senken würden.
Induktives Laden und erneuerbare Energie – DIE Themen der elektromobilen Zukunft
Nun einmal zum Vergleich: In Deutschland gibt es derzeit etwa 6.300 Ladestationen mit insgesamt rund 17.900 Anschlüssen für Elektrofahrzeuge. Es fehlen also noch circa 20.000 Ladestellen, um den von DLR und KIT ermittelten Bedarf für eine problemlose Fahrt mit dem Stromer durch Deutschland zu decken.
Für den Aufbau dieser nötigen Infrastruktur empfehlen die Forscher einen stufenweisen Ausbau. Zunächst sollte es mehr Ladepunkte pro E-Fahrzeug geben, um das Vertrauen in die Technologie zu stärken und in einem späteren Schritt sollte, den Forschern zufolge, daran gearbeitet werden, Parken und Laden voneinander zu trennen. Induktives Laden sowie die Speicherung von erneuerbaren Energien werden also den Analysten zufolge ab 2020 wichtige Themen und Forschungs- beziehungsweise Testfelder im Bereich der Elektromobilität werden.
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