Ein Ferrari mit Turbo ? Ja, das Jahr 2014 scheint das Jahr der Tabubrüche zu werden. Erst kommt BMW mit einem Fronttriebler um die Ecke und jetzt das: Ferrari setzt das erste Mal seit 1987 wieder auf Turbo-Aufladung statt auf großvolumige Saugmotoren. Das Thema Downsizing macht sogar beim springenden Pferd aus Maranello nicht halt. Dass es trotzdem kein Pony aus dem Streichelzoo geworden ist, kann man anhand der Kennzahlen ablesen. Gegenüber dem Vorgängermodell, das noch mit einem 4,3-Liter-V8-Saugmotor ohne Turbo ausgestattet war, konnte die Leistung um 70 auf nun satte 560 PS erhöht werden.
Ein kurzer Technik-Exkurs: Beim Turbo-Motor kommt, im Gegensatz zum Saugmotor, ein sogenannter Turbolader zum Einsatz. Diesen kann man sich wie eine Turbine vorstellen. Bei einem herkömmlichen Saugmotor entsteht durch die Bewegung des Kolbens ein Unterdruck im Zylinder. Als Resultat wird durch ein Ventil Luft in den Zylinder gesaugt. Mit wachsender Drehzahl, also Auf- und Ab-Bewegung des Zylinders gelangt allerdings nicht mehr genügend Luft in den Zylinder um die maximal mögliche Leistung des Motos auszuschöpfen. Um dem entgegen zu wirken hat man bei heutigem Stand der Technik zwei Optionen. Zum einen kann man ein zweites Ventil einbauen, um mehr Luft in den Zylinder zu bekommen oder man verbaut einen Turbolader. Der Turbolader nutzt den Restdruck der Motorabgase und treibt damit über eine Welle den Verdichter an. Der Verdichter nutz diese Energie um Luft zu verdichten und diese dem Zylinder zuzuführen. Das Ergebnis ist ein effektiverer Verbrennungsprozess und somit ein höherer Wirkungsgrad des Motors. Wie eingangs erwähnt, lässt sich dieses Mehr an Leistung erst bei höheren Drehzahlen abrufen, man spricht deshalb bei niedrigen Drehzahlen von einem „Turboloch“.
Um wieder auf unseren Ferrari California T zurückzukommen: Man kann davon ausgehen, dass hier kein Turboloch zu spüren ist. Es wurde nämlich ein Twin-Scroll-Lader verbaut, bei dem es sogar eine doppelte Abgaszufuhr gibt. Der Druckaufbau kann durch eine Doppelaufladung also noch schneller erfolgen als bei herkömmlichen einfachen Turbos. Außerdem sprechen wir doch immerhin noch von 3,9 Litern Hubraum. Das dürfte ausreichen um in allen Lebenslagen flott von der Stelle zu kommen. Flott bedeutet beim California 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 316 km/h. So kann man sich Downsizing gefallen lassen. Damit man das Pferdchen aus vollem Galopp auch wieder zum Stehen bringt, sind rundum Brembo-Carbon-Keramik-Bremsen an Bord. Um auch in Kurven die volle Kontrolle zu behalten, gibt es im California ab sofort das neue F1 Trac Fahrsicherheitssystem. Schnelles Herausbeschleunigen aus Kurven wird damit zum Kinderspiel. Auch was das Fahrwerk angeht, haben sich die Ingenieure die Kritik zu Herzen genommen und eine härtere Abstimmung gewählt. Im Innenraum findet sich das neue Multifunktionslenkrad, das quasi alle wichtigen Funktionen bereit hält, die man beim Fahren benötigt. Es ist ohnehin besser wenn man bei einem Ferrari beide Hände am Lenkrad behält. Während sich also unter dem schicken Blechkleid einiges getan hat, wurden außen glücklicher weise nur ganz behutsame Änderungen vorgenommen. Nach wie vor öffnet sich das knappe Verdeck in 14 Sekunden und verwandelt das Coupé zum Roadster. Dass sich das Wagnis Turbomotor gelohnt hat, merkt man spätestens an der Zapfsäule. Der neue Motor verbraucht im Schnitt 10,5 Liter Superplus. 3 Liter weniger als sein Vorgänger.
Text & Bild: Ralph Oechel