Im Kampf gegen die akute Luftverschmutzung in Paris ergreifen die französischen Behörden erstmals seit fast zwei Jahrzenten drastische Maßnahmen und verhängen ein Fahrverbot für 50 Prozent aller Fahrzeuge.
Die Hälfte aller Autos und Motorräder in Paris standen gestern still. Grund dafür ist die zunehmende Luftverschmutzung durch teilweise krebserregende Feinstaubpartikel. Seit mehreren Tagen liegt eine Dunstglocke über der französischen Hauptstadt– am vergangenen Freitag wurde der zulässige Höchstwert für Feinpartikel von 80 Mikrogram bereits um mehr als das doppelte überschritten, seit dem kam es zu keiner Verbesserung der Werte. Die Luftverschmutzung ist zu einem großen Teil auf den Autoverkehr zurück zu führen, wird jedoch durch das Wetter begünstigt. Durch ein anhaltendes Hochdruckgebiet in Frankreich werden die gesundheitsschädlichen Feinstaubpartikel an Ort und Stelle gehalten. Um dennoch den Smog in der Großstadt zu reduzieren, haben die Behörden bereits für den gestrigen Montag ein Fahrverbot ausgesprochen.
Zunächst galt das Fahrverbot für Autos und Motorräder deren Nummernschilder mit einer ungeraden Zahl enden. Nicht betroffen von dieser Regelung waren Elektro- und Hybridautos sowie Fahrzeuge mit mindestens drei Insassen. Auch Taxis sollten ihren Betrieb wie gewohnt fortführen. In der Hauptstadtregion wurde zum Wochenende bereits die Fahrscheinpflicht für die öffentlichen Verkehrsmittel aufgehoben, auch Leihfahrräder waren teils kostenlos zu haben. Durch diese Alternativen sollten Autofahrer dazu bewegt werden, auf ihre Fahrzeuge zu verzichten. Auf vielen Straßen herrschen besondere Geschwindigkeitsbegrenzungen. Anwohner, die ihre Autos stehen lassen, müssen für diese keine Parkgebühr zahlen.
Trotz der gesundheitsschädlichen Situation werden die getroffenen Maßnahmen nicht nur positiv bewertet. Oppositionspolitiker und Automobilverbände kritisieren die Eingriffe. Pierre Chasseray, Chef des französischen Automobilverbands „40 Millions d’Automobilistes“ bezeichnet die Fahrverbote als „unmöglich durchzusetzen, dumm und ein Versuch, Wählerstimmen zu gewinnen“. Nicht nur Paris ist von der Luftverschmutzung betroffen, auch in weiteren Großstädten wie Lyon, Caen oder Bordeaux sind die Werte stark erhöht. Ähnliche Maßnahmen wie in Paris gelten auch hier. Stellenweise wurden sogar Kaminfeuerverbote ausgesprochen. Schulen und Kindergärten wurden aufgefordert, die Aktivitäten von Kindern im Freien aus gesundheitlichen Gründen zu reduzieren. Am heutigen Dienstag wurden die Beschränkungen allerdings bereits wieder aufgehoben.
Neben Paris kämpfen auch andere Weltmetropolen mit Smogproblemen. Angeführt wird die Liste von Peking, die Shanghaier Akademie für Sozialwissenschaft stellte erst kürzlich fest, dass die chinesische Hauptstadt „ungeeignet sei um in ihr zu leben“. 2013 lag die Feinstaubbelastung dort bei 884 Mikrogram pro Kubikmeter und erreichte somit den höchsten Wert.
Text: Victoria Scheu
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