China ist nicht nur das Reich der Mitte, sondern auch das Land des Smogs. Hier bricht die Welle der Nutzung von fossilen Energien, das Land leidet unter der zunehmenden Motorisierung seiner Einwohner. Auch wenn die chinesische Politik sonst nicht gerade für gesunden Menschenverstand bekannt ist hat man erkannt, dass etwas getan werden muss. So werden mittlerweile zum Beispiel in Shanghai sonst teure Nummernschilder an Fahrer von Tesla-Modellen verschenkt, im ganzen Land darf sich derjenige auf Steuervergünstigungen freuen, der ein Elektroauto kauft.
Das schafft Bedarf. Um den Bedarf zu decken, kommen neue Elektroautomodelle auf den Markt. Ganz aktuell läuft seit letzter Woche der Denza vom Band, hervorgegangen aus einem Joint Venture von Daimler und BYD Auto. Der Denza ist ein weiteres deutliches Beispiel für den Trend, Elektroautos aus der „popelige Plastikkisten“-Schublade zu holen und in die Oberklasse zu hieven.
Schick und sauschwer
Ganz oberklassemäßig kommt die Limousine dann auch daher. Lang, imposant, ein Schiff. Das Interieur ist edel, die Maximalgeschwindigkeit mit 150 km/h völlig ausreichend für ein Land, in dem man nicht schneller fahren darf als 120 km/h und an Autobahnen Kamerabrücken stehen, die Nummernschilder aufnehmen – und wo die Strafe wird dann ohne viel Federlesens vom Konto abgebucht wird. Die Reichweite des Denza liegt, auch durch das hohe Gewicht von 2,5 Tonnen bedingt, bei 300 Kilometern pro Akkuladung. Allerdings ist damit zu rechnen, dass sich diese bei Klimaanlagenbetrieb und sonstigen zusätzlichen Stromfresser noch einmal deutlich reduziert. Macht aber nichts, kurz gesagt können sich dieses Auto in China nur Städter leisten, und in der Stadt fährt mensch keine 300 Kilometer am Tag. Vor allem nicht bei diesem Verkehr.
China spielt „Sandbox“ für die Autohersteller
Es ist nicht geplant, den Denza außerhalb Chinas zu vermarkten. Das ist schade. Zum einen ist er, Fahrberichten zufolge, ein gutes Auto, das zudem sehr sicher ist (wen wundert’s, wenn Daimler mit drin steckt?). Zum anderen werden ihn verhältnismäßig wenige Chinesen kaufen (in China besitzt nur jeder 50. einen eigenen PKW). Immerhin kostet es mit 235.000 Yuan (26.000 €), und bei diesem Preis sind die Zuschüsse der chinesischen Regierung schon abgezogen. Was auf den europäischen Markt für ein Elektroauto wenig erscheinen mag, ist in China viel Geld – insbesondere, da für die normale Bevölkerung Autos keine Luxus-, sondern Gebrauchsgegenstände sind. Was man schnell am teilweise irrwitzigen Straßenverkehr merkt. Nichtsdestotrotz zeigt sich dort ein Trend zu Elektrofahrzeugen, auch wegen der Regierungssubventionen. Und bei rund 1,4 Milliarden Menschen bedeutet auch ein kleiner Prozentsatz an Käufern hohen Umsatz. Außerdem sind die preiswerten Produktionsbedingungen eine gute Voraussetzung für westliche Autobauer, sich an Elektroautos zu versuchen. Daimler ist mit seinem Joint Venture nämlich nicht allein, BMW zu Beispiel arbeitet mit Brilliance zusammen und verkauft den Zinoro – ebenfalls nur in China. Bleibt zu hoffen, dass das neue Umweltbewusstsein der Chinesen Schule macht.
Text: Patrick Corduan
Bilder: Hersteller