Sharing ist das neue Zauberwort der letzten Jahre

Lebensmodelle und Verhaltensweisen ändern sich. Teilen ist seit Facebook in, teilen ist nützlich. Egal ob Wohnungen, Beziehungen, Hardware, Wissen, Artikel, Bilder, oder eben Autos.

Anstatt alles für teuer Geld anzuschaffen, leben viele 20-35-jährige ganz nach dem Ethos der „Sharing Economy“. Mieten, weiterverkaufen, teilen, ausleihen, spenden – so handelt der bewusste Bürger von heute und schützt somit die Umwelt durch ein nachhaltigeres Verhalten. Nutzen kann man schließlich auch etwas was einem nicht exklusiv gehört. Deswegen boomen auch immer mehr Car-Sharing-Modelle und die Automobilindustrie investiert Ressourcen und Gedankengut, um neue Optionen und Carsharing-Netzwerke auf den Markt bringen zu können.

Toyota ist weit vorne mit dem Ha:Mo-Programm und Volvo mit dem DriveMe Project ziehen schnell nach.

In Großstädten kommen Serviceleister, wie Car2Go oder DriveNow immer häufiger zum Einsatz, aber auch in Kommunen und kleineren Städten ist das Teilmodell immer beliebter. So setzt zum Beispiel DriveNow auf Elektrofahrzeuge wie den BMWi und sammelt durch die Nutzer gleich Infos, um die Modelle fortlaufend zu nutzen. Diese Datensammlung ist auch eine Form des Teilens, die die Industrie unterstützt und neue Technologien schneller testen lässt. Auch Ford mit dem SmartMobility und Mo:DeFlex-Fahrrad und Carsharing-Programm testet gerade fleißig ihre Apps und Usability-Faktoren. Auch Google investiert Zeit und Energie in seine Self-Driving Cars um eine andere Form der Fortbewegung möglich machen zu können. Auch Modelle wie Uber, in denen Taxifahrten sowohl von Taxifahrern als auch von Privatleuten mit dem eigenen Wagen durchgeführt werden erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

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Carsharing ist kinderleicht

Mobilität hat mit Carsharing ein Facelifting bekommen. Oft wird das Auto nur zum Pendeln zur Arbeit genutzt. Das macht im Durchschnitt in Deutschland etwa 45 pro Tag. Das ist rausgeworfenes Geld, ebenso wie horrende Platzverschwendung. Ganz zu schweigen von den anderen Punkten, die ein Auto dann doch eher unpraktisch machen: Versicherungen, Parkplatzsuche, Wartungen und so weiter. Lieber jemanden anderen die Arbeit machen lassen und selbst einfach nur fahren, wenn man es braucht. Drei Carsharing-Varianten lassen sich herausfiltern: stationsbasierte Unternehmen,  Free-Floating-Anbieter und private Vermieter. Eine Registrierung ist bei allen drei Modellen Pflicht.

Stationsbasiertes Carsharing

DB-Unternehmen Flinkster beispielsweise funktioniert , wie eine normale Autovermietung: Fahrzeug telefonisch oder via App buchen, abholen und an einer vereinbarten Station abgeben. Geöffnet wird der Wagen per PIN-Code oder Kundenkarte. Vorteilhaft an diesem Modell ist die ausgebaute Infrastruktur und Stationsdichte.  Dies ist aber auch  gleichzeitig der Negativpunkt, denn ist man an eine Station für die Abgabe gebunden, kann der Nutzer weniger spontan sein.

Privates Carsharing

Das Konzept existiert bereits seit 70 Jahren. Am Anfang ging es darum Firmenpersonal gebündelt in die Unternehmen zu bringen, dann kamen Konzepte wie Mitfahrzentrale, oder Mitfahrgelegenheit auf den Markt – auch eine Form des Carsharings. Ansonsten kann man als Privatperson beim Privaten Carsharing einfach seinen Wagen zu Verfügung stellen. Dies funktioniert auch online oder per App. Die Fahrzeuge werden davor natürlich geprüft und einen Mietvertrag gibt es auch. Der Wagen wird entweder direkt beim Vermieter abgeholt, oder nach Vereinbarung an einen bestimmten Ort gebracht. Die Vorteile  hier liegen ebenfalls auf der Hand: In Kleinstädten oder weniger gut vernetzten Gegenden ist diese Methode perfekt geeignet, um für kleines Geld mobil zu sein. Schlecht allerdings ist, dass der Anmietungsprozess etwas länger dauert und es ebenfalls relativ unflexibel ist. Zudem kann man nie wissen, egal ob als Mieter oder Vermieter, an wen man gerät. Probleme mit unbezahlten Strafzetteln oder fahrlässiger Umgang mit dem Fahrzeug, oder ein stinkendes Fahrzeug, sind natürlich nicht der Bringer. 

Free-Floating

Berlin

DriveNow ist der bekannteste und am weitesten verbreitete Dienst dieser Art. BMW und Sixt stellen in eine Flotte von Fahrzeugen zur Verfügung.- Die Wagen sind aber nicht an einem einzigen Ort, sondern über die Stadt verteilt. Online oder per App kann ein Auto in der näheren Umgebung des Nutzers gefunden und angemietet werden. Positiv ist hierbei, dass man wirklich nur für die Nutzungsminuten zahlt, die man gebraucht, und das Auto egal wo, in einem festgelegten Bereich wieder abgestellt werden kann.  Das ist perfekt für flexible Fahrer und solche die den Wagen nur für kurze Trips zum Einkaufen benötigen. Autohersteller stellen die Fahrzeuge, die Vermietung das Know-How. So werden Kosten gespart, die dann auch beim Mieter selbst, geringer werden. Schade daran ist, dass solche Konzepte nur auf Großstädte beschränkt sind. Mit dem Ha:Mo Projekt jedoch, könnte sich das schnell ändern. Das Wachstum des Marktes und die Unterstützung durch Kommunen (zum Beispiel mit der Möglichkeit, Free-floating-Fahrzeuge kosten- und somit strafzettelfrei zu parken) bietet ein enormes Spektrum an Möglichkeiten und zugleich ein Feld für die Entwicklung und das Austesten neuer technologischer Konzepte.

Kommerziell gegen privat

Carsharing

Oktober 2013 klagten kommerzielle Anbieter gegen die privaten Vermittlerplattformen. Private Anbieter haben natürlich weniger Auflagen zu erfüllen und so weniger Kosten.  Wartung, Versicherung, neue Fahrzeugmodelle, die Infrastruktur, die eine systematische Vermietung überhaupt möglich macht – all das kostet viel Geld. Aber wirkliche Konkurrenz kann es in diesem Bereich zwischen den beiden Parteien gar nicht geben. Denn die Angebote und das Zielpublikum beider Unternehmen ist sehr unterschiedlich. Carsharing-Firmen bieten mehr Service, Infrastruktur, Flexibilität und auch Komfort. Privatvermieter eher Spontaneität und eine andere Art von Mobilität, vor allem in wenig angebundenen, ländlichen Bereichen. 

Ein ganz großes Plus des Carsharings ist, dass es mehr Raum und Platz in Städten schafft. Keine zugeparkten Gehwege, kein Blech überall. Auch spart es Ressourcen und Energie und hat den positiven Nebeneffekt, dass weniger Verkehr auf den Straßen herrscht, wenn Autos nur noch dann unterwegs sind, wenn sie benötigt werden. Dies wiederum wirkt sich auf den Lärmpegel aus. Gerade in Ländern wie China oder Indien, wo viele Leute ein Auto besitzen oder sich immer mehr eines anschaffen, können Carsharing Konzepte ein wichtiger Schritt Richtung Umweltschutz sein. Vor allem dann, wenn immer mehr Hybrid- und Elektrofahrzeuge ihren Einzug in die Flotten finden.  

Carsharing hat und wird immer mehr beträchtliche Auswirkungen auf unser tägliches Leben, unser Verständnis von Mobilität und das Stadtbild der Großstädte haben.

Text: Anna Lazarescu

Bilder: fotolia, Toyota